Redebedarf

GYPSYHAWK

Defenders Of Good Times


Mit ‘Revelry & Resilience‘ haben die US Rocker GYPSYHAWK ein super Album eingespielt, dass sich stilistisch zwischen Hardrock und Metal einpendelt und für jede gepflegte Rock-Party bestens geeignet ist. Klar, dass Gitarrist Erik Kluiber (ex-OVERLOADED, ex-WHITE WIZZARD) zu seiner neuen Wirkungsstätte Auskunft geben musste.

Hey Erik, das letzte Mal, als wir mit einander gesprochen haben, warst du noch Gitarrist bei WHITE WIZZARD, das war aber dann recht schnell Geschichte. Was ist passiert? WHITE WIZZARD Bassist Jon Leon hat verbreitet, du wärst wegen Alkoholproblemen gefeuert worden, möchtest du dazu Stellung nehmen?

„Mitglied bei WHITE WIZZARD gewesen zu sein war eine einzige Enttäuschung. Die Band sollte sich lieber in JON LEON FUCKING EVERYBODY OVER EXPERIENCE umbenennen. Der Typ ist echt ein Schleimer. Mir wurde recht schnell klar, dass die talentierten Musiker von WHITE WIZZARD, die Band bereits verlassen und HOLY GRAIL gegründet hatten. Mir wird ganz anders, wenn ich daran zurückdenke, bei dem Kram mal mitgemacht zu haben. Um es mal kurz zu fassen: Die Jungs, die jetzt bei HOLY GRAIL sind, haben die erste WHITE WIZZARD EP gut gemacht. Jesse, Wyatt und ich haben dazu beigetragen, dass ‚Over The Top‘ auch eine ziemlich gute Platte geworden ist. Und hoffentlich können die Musiker, die jetzt in der Band sind, dabei helfen, dass auch das nächste Album wieder besser wird als die letzte WHITE WIZZARD Veröffentlichung. Das einzig Positive aus meiner Zeit bei WHITE WIZZARD war, dass ich nach Los Angeles umgezogen bin. Ob man es nun mag oder nicht, Alkohol und Rock’n Roll gehören irgendwie zusammen. Einige Leute trinken wenig, andere viel und wieder andere gar nicht. Ich trinke gerne mal einen über den Durst und mache wilde Parties, aber Jon trinkt fast nie und ist sehr konservativ. Bei GYPSYHAWK haben wir einen Begriff dafür: Jon ist kein “Defender of good Times”!”

Nach WHITE WIZZARD warst du bei SCATTERED HAMLET involviert…

„Ich habe Adam Joad, den Sänger von SCATTERED HAMLET, getroffen, als mir klar wurde, dass die WHITE WIZZARD Geschichte nicht lange gut gehen würde. SCATTERED HAMLET brauchten für ein paar Shows einen Gitarristen und ich spielte vom Sommer 2010 bis Anfang 2011 einige Gigs mit ihnen, u.a. beim South by South-West Music Festival in Austin, Texas. Ich wäre auch beinahe fest bei SCATTERED HAMLET eingestiegen, habe mich dann aber im Februar 2011 doch lieber für GYPSYHAWK entschieden. Im Sommer 2012 hatte ich einige Zeit zur Verfügung, weil GYPSYHAWK Bassist Eric Harris mit HUNTRESS auf Tour war. SCATTERED HAMLET brauchten einen Bassisten für eine dreiwöchige US Tour. Ich habe die Songs dann auf dem Bass gelernt und die Tour mit ihnen gespielt. Als sie dann einen Monat später wieder mal einen Gitarristen für eine zweiwöchige Tour brauchten, bin ich auch da wieder eingesprungen. SCATTERED HAMLET spielen Kick Ass Biker Rock und Adam und die Jungs sind wirklich nette Typen, die Rock’n Roll lieben und diesen Livestyle leben. Ich habe nie etwas mit ihnen aufgenommen, aber sie wollen im November ins Studio gehen, um ein neues Album aufzunehmen und sie suchen im Moment noch nach einem Gitarristen. Es gibt viele Musiker in LA, aber nur sehr wenige sind gewillt hart zu arbeiten und schrecken auch nicht davor zurück, mit einer tourenden Rockband eine zeitlang in einem Van auf der Straße zu leben.”

Wie bist du denn zu GYPSYHAWK gekommen? Kanntest du ihr erstes Album ‘Patience And Perseverance’?

“Mein Freund Chris Gillen, der Sänger von OVERLOADED, hatte auf craigslist eine Anzeige gesehen. Sie suchten dort einen neuen Gitarristen. Ich hatte GYPSYHAWK bereits ein paar Mal bei lokalen Metal Shows in LA gesehen und war schon ein Fan von ihnen. Sie gaben mir fünf Tage Zeit, um fünf ihrer Songs zu lernen und am Valentinstag 2011 hatte ich dann mein Vorspielen. Ich war wohl ziemlich gut, denn sie haben mit bereits an dem Tag angeboten, bei GYPSYHAWK einzusteigen. Der vorherige Gitarrist Scotty Conant war gebeten worden, die Band zu verlassen, da Eric und Andrew irgendwie nicht mit ihm klar gekommen sind. So ist das eben manchmal in Bands. Scotty ist ein wirklich guter Gitarrist und ich habe großen Respekt vor seinen Fähigkeiten, aber er war wohl einfach nicht der Richtige für GYPSYHAWK.”

Als du bei GYPSYHAWK eingestiegen bist, war da bereits klar, dass das nächste Album bei Metal Blade Records erscheinen wird?

“Als ich bei GYPSYHAWK einstieg, tourte die Band noch um ihr erstes Album ‚Patience And Perseverance‘ zu promoten. Das Album war bei einem kleinen Label namens Creator-Destructor, das seinen Sitz in der Bay Area hat, erschienen. Sie waren gerade dabei Songs wie ‚The Fields‘ und ‚Silver Queen‘ zu schreiben, die dann später auf ‚Revelry & Resilience‘ erschienen. Nach unserer ersten Tour spielten wir bei einer Party in Silver Lake, CA mit unseren Freunden von HOLY GRAIL. Wir hatten gerade eine 30-Tage-Tour durch die Staaten hinter uns und waren wirklich sehr gut eingespielt. Metal Blade Records hatten von GYPSYHAWK gehört und Jordan Goldstein und Mike Faley kamen beide zu der Show in Silverlake. Sie kauften ein Vinyl Album und schon am nächsten Arbeitstag bekamen wir ein Angebot für einen Plattenvertrag von ihnen.”

Das zweite GYPSYHAWK Album ‘Revelry & Resilience’ unterscheidet sich schon ziemlich vom Debüt, hattest du bereits Einfluss auf das Songwriting?

“Ja, wir arbeiten beim Song schreiben alle zusammen und da Ian (Brown – d) und ich nun neu dabei waren, hatte das natürlich Auswirkung auf den Sound. Wir haben absichtlich Stücke geschrieben, die weniger progressiv waren und mehr Wert auf Grooves und Hooks legten. Ich habe die ersten Entwürfe für ‚Overloaded‘, ‚State Lines‘ und ‚Galaxy Rise‘ geschrieben. Bei den anderen Songs hatte ich große Freiheiten, was z.B. Harmonien betraf. Eric und Andrew haben ein Interview für Metal Blade gegeben, das man auf youtube findet. Dort erzählen sie sehr genau, wie das Songwriting für die Stücke von ‘Revelry & Resilience’ abgelaufen ist.”

siehe hier:

Der Opener von ‘Revelry & Resilience’ heißt ‚Overloaded‘, wie deine alte Band aus Detroit, das kann doch kein Zufall sein…

„Als ich zu GYPSYHAWK kam, fragte Eric mich, ob ich noch irgendwelche Songs hätte, die ich mal geschrieben habe, die aber nie verwendet worden waren. Ich spielte ihm dann ein Demo vor, das den letzten Song enthielt, den ich für OVERLOADED geschrieben hatte, den wir aber nie fertig gestellt hatten. Der Track hat ihm gefallen und es war einer der ersten Songs, die wir für ‘Revelry & Resilience’ fertig gestellt haben. Als Tribut hat Eric das Stück dann ‚Overloaded‘ genannt, was ich sehr cool von ihm finde.”

Gibt es OVERLOADED eigentlich noch?

“Ich habe mit OVERLOADED ein paar Reunion Shows gespielt und es gab sogar ein Konzert, bei dem GYPSYHAWK und OVERLOADED zusammen aufgetreten sind, das war im Herbst 2011 in der Token Lounge in Detroit. Im Moment habe ich keine Zeit neue Songs mit OVERLOADED zu schreiben, aber wenn es sich einrichten lässt, hätte ich nichts dagegen zukünftig ab und an mal wieder ein paar Gigs mit ihnen zu spielen.”

Die Kritiken zu ‘Revelry & Resilience’ führen immer wieder THIN LIZZY als Haupteinfluss für GYPSYHAWK an, könnt ihr damit leben oder nervt euch dieser Vergleich mittlerweile?

“THIN LIZZY sind eine großartige Band, aber so langsam reicht es mit den Vergleichen. Ich glaube, es ist einfach für Journalisten, wenn sie etwas haben, was sich als Vergleich anführen können, aber es gibt noch viele anderen Bands, die einen Einfluss auf GYPSYHAWK hatten. Die Gitarrenharmonie am Ende von ‚Hedgeking‘ klingt z.B. nach LYNYRD SKYNYRD, in dem Song ‚Stateline‘ gibt es einige Riffs, die an alte METALLICA erinnern und das Ende von ‚The Fields‘ ist von KISS beeinflusst. In der Mitte von ‚1345‘ gibt es sogar einen aggressiven Thrash Einfluss und das Riff zum Refrain von ‚Galaxy Rise‘ klingt schon sehr nach AC/DC. Ich würde uns als klassische Rockband mit Metal Wurzeln beschreiben.”

Wie seid ihr darauf gekommen, ausgerechnet den Rick Derringer Song ‘Rock and Roll, Hoochie Koo’ zu covern?

“GYPSYHAWK haben diesen Song schon lange live gespielt, auch schon bevor ich zur Band stieß. Wir haben uns dann schnell dafür entschieden, das Stück auch aufzunehmen, weil wir dachten, es wäre eine coole Idee. Unser Freund Micah Warren von GLITTER WIZARD hat die Background Vocals eingesungen. Doug von GLITTER WIZARD spielt übrigens bei ‚Silver Queen‘ die Keyboards. Metal Blade mochten unsere Coverversion und deshalb ist sie nun als Rausschmeißer auf unserem Album, es ist einfach good time Rock’n Roll!”

Der Produzent Zach Oren hat mit GYPSYHAWK schon an dem Debüt ‘Patience And Perseverance’ gearbeitet, wird er auch in Zukunft mit an Bord sein?

“Zach ist ein toller Engineer, aber wir haben für ‚Revelry & Resilience‘ keinen Produzenten gebraucht, weil wir niemanden wollten, der uns erzählt, wie man Songs schreibt. Zach hat eine schnelle Auffassungsgabe, eine tolles Ohr und kennt sein Equipment in und auswendig. Er hat uns bei den Aufnahmen und beim Mix geholfen und mit ihm haben wir das ganze Album in sechs Tagen aufgenommen. Ich war mir vorher nicht sicher, dass wir es in dieser Zeit schaffen könnten, aber mit Zachs Können und seiner soliden Vorbereitung haben wir es geschafft. Die Aufnahmen haben daher auch nicht viel Geld verschlungen. Das Artwork hat fast genausoviel gekostet wie die Aufnahmen. Ich kann mir keinen Grund denken, warum wie mit jemand anderem aufnehmen sollten als mit Zach Oren.”

Du hast ja gerade euer Coverartwork angesprochen, das mir sehr gut gefällt. Woher habt ihr das bekommen?

“Erst hat ein Freund von uns ein Cover für ‚Revelry & Resilience‘ gemalt, aber das war nicht gut genug. Metal Blade hat dann Arik Roper kontaktiert, der bereit Cover für HIGH ON FIRE erstellt hatte. Wir hatten einfach Glück, denn Arik hatte das Bild bereits vor einer Weile gemalt und nie verwendet. Es passte einfach perfekt. Er hat auch unser neues Logo designt und das gefällt uns richtig gut.”

Spielt ihr bei Livegigs eigentlich nur Stücke vom neuen Album oder auch Songs vom Debüt (vielleicht sogar den einen oder anderen Covertrack)?

“Wir spielen immer noch ein paar Songs von ‚Patience And Perseverance‘ – im Moment sind das ‚Eyes Of Ibad‘, ‚Gypsyhawk‘ und ‚Commander Of The High Forest‘. Aber hauptsächlich besteht unser Set natürlich aus Stücken des neuen Albums und Coverversionen wie ‚Rock And Roll Hootchie Koo‘ oder ‚Black Betty‘ von RAM JAM. Ich würde sagen live kommen ‚The Fields‘ und ‚Commander Of The High Forest‘ am besten an, aber mir ist es fast egal welche Stücke wir spielen, so lange wir die Setlist ab und an ein wenig verändern, um die Sache frisch zu halten.”

Bist du eigentlich immer noch Gitarren Lehrer bei den Guitar Center Studios in Woodland Hlls?

“Eine Zeit lang habe ich sowohl für die Guitar Center Studios als auch The School Of Rock gearbeitet, aber wegen der Touren mit GYPSYHAWK kann ich momentan nur als Lehrer einspringen, wenn wir wieder in der Stadt sind. Ich gebe schon sehr lange Gitarrenunterricht, wahrscheinlich schon 12 oder 13 Jahre. Um die Wahrheit zu sagen, bin ich davon schon ein bisschen ausgebrannt. Es macht mir immer noch Spaß privat Gitarrenschüler zu unterrichten, die dann in mein Appartment in Hollywood kommen. Die meisten meiner privaten Gitarrenschüler sind cool, sie sind in meinem Alter und sie lieben Rock’n Roll. Ich würde es natürlich vorziehen, nur von der Band leben zu können und gar keiner anderen Arbeit mehr nachgehen zu müssen, aber wegen der vielen illegalen Downloads ist es für neue Bands sehr schwierig, den Lebensunterhalt von der Musik zu bestreiten. Wenn ich wieder zu Hause bin, werde ich erstmal als Möbelpacker arbeiten. Viele meiner Freunde arbeiten bei so einer Firma und es ist wie ein Workout bei dem man auch noch bezahlt wird. Ich habe nichts gegen körperliche Arbeit.”

Seid ihr eigentlich zufrieden mit den Reviews zu ‘Revelry & Resilience’, ich habe keine schlechte Besprechung über das Album gelesen…

“Ja, das stimmt, die Reviews waren wirklich fast alle toll, aber was noch viel wichtiger ist, ist die Reaktion der Fans bei unseren Shows. Ich bin sehr stolz, dass ich sagen kann, dass die Reaktionen des Publikums absolut überwältigend ist. Wir haben viele Leute überzeugen können.”

Und wie sieht es mit Livegigs in Deutschland aus?

“Wir würden gerne mal in Europa touren, aber das können wir nicht alleine entscheiden, wir können nur hoffen, dass der Traum mal wahr wird.”

Sag mal, ich habe gehört, dass du Gitarre bei den Aufnahmen zu dem HALLOWEEN Song ‚Scare You‘ gespielt haben sollst… aber auf der Version, die auf dem Album ‚Terrortory‘ zu hören ist, bist du nicht drauf, oder?

“Während der letzten paar Monate, die ich noch in Detroit gelebt habe, haben mich HALLOWEEN gefragt, ob ich nicht ein Solo für einen ihrer Songs aufnehmen könnte. Zu dem Zeitpunkt hatten sie gerade keinen Gitarristen. Ich habe dann ein Solo für ‚Scare You‘ komponiert und auch aufgenommen. Es klang wirklich gut. Ein paar Monate später ist dann Don Guerrier als Gitarrist bei ihnen eingestiegen und ich glaube, sie haben ihn dann alle Soli auf der Platte nochmal neu einspielen lassen – was ja auch Sinn macht. Es wäre trotzdem cool, mal den Song in einer endgültigen Version mit meinem Solo zu hören. Ich habe irgendwo noch ein Rough Demo von dem Stück mit meinem Solo.”

Ja, das wäre sicher interessant zu hören… möchtest du sonst noch was loswerden?

“Ich hoffe, das GYPSYHAWK demnächst mal in Deutschland spielen können. Support Rock’n Roll! Ich kann gar nicht oft genug sagen, wie wichtig es für neue Bands ist, dass die Fans ihre Alben auf CD oder Vinyl kaufen. Hails from Gypsyhawk!”

Bandkontakt: www.facebook.com/gypsyhawkusa