Die Chartstürmer von GRAND MAGUS sind eine der wenigen „neueren“ Bands, auf die sich vom ‚Metal Hammer‘-Leser bis zum Underground-Freak fast alle Schichten der metallischen Gesellschaft verständigen können. Eingängig genug, um niemanden zu überfordern. Trotzdem – musikalisch wie optisch – mit genügend Ecken und Kanten ausgestattet, um noch als Mitglied der KIT- und HOA-Familie durchzugehen.

Ein würdiger Artist des Monats auf unseren gelben Seiten.

Das Alleinstellungsmerkmal liefert Sänger/Gitarrist Janne „JB“ Christoffersson. Sein selbstbewusst-erdiger Bariton hebt GRAND MAGUS wohltuend aus dem Meer der trällernden Echtmetaller heraus. Den Verdacht des Kitsches umschiffen die Schweden meist großzügig, auch weil die Songs in den kritischen Momenten eben nicht den Weg des geringsten Widerstands gehen. Langzeitwirkung statt Anbiedern ist bei GRAND MAGUS mehr als nur ein hohler Vorsatz; Talent, viel Schweiß und noch mehr Stehvermögen haben die Band zu einem Pfeiler der Szene gemacht.

Begonnen hat die Geschichte vor 18 Jahren. 1996 gründete Janne unter dem Einfluss von Ikonen wie BLACK SABBATH, MOUNTAIN und THE OBSESSED die Band SMAK (schwedisch für „Geschmack“); dem Einstieg von Bassist Fox Skinner und Schlagzeuger Fredrik Liefvendahl folgte alsbald die Umbenennung in GRAND MAGUS. Der namensgebende große Zauberer fand sich auch auf dem Cover des selbstbetitelten ersten Albums wieder, das – nach zwei Demos – im Oktober 2001 von Lee Dorrians Label Rise Above veröffentlicht wurde. Langsamer, extrem grooviger Stonerrock mit deutlichem Blues-Einschlag hieß das Rezept. „JB“ klang zu dieser Zeit noch wie eine Mischung aus Leslie West und Chris Cornell.

Ein Organ ganz nach dem Geschmack von Michael Amott. Der Meistergitarrist (ARCH ENEMY, Ex-CARCASS) lockte Christoffersson 2002 als Ersatz für Christian „Spice“ Sjöstrand zu den schwer angesagten SPIRITUAL BEGGARS. Es folgten zwei Alben (‚On Fire‘ 2002 und ‚Demons‘ 2005), eine Europa-Tournee mit CLUTCH, SPIRITU und DOZER sowie drei Japan-Dates im Vorprogramm von Sangesgott Ronnie James DIO.

So richtig vorangehen wollte es mit Amotts Bettlern danach (auch mangels Labelsupport) nicht mehr. Konsequenterweise beschloss „JB“, sich wieder voll und ganz seinem Baby GRAND MAGUS zu widmen, mit dem er im 2003 das zweite, stilistisch kaum veränderte Album ‚Monument‘ aufgenommen hatte.

Im Juni 2005 erblickte ‚Wolf’s Return‘ das Licht der Welt. Und schon bei den ersten Tönen des Openers ‚Kingslayer‘ war klar, dass wir es hier mit einer Art Verpuppung zu tun hatten. Statt BLACK SABBATH dominierten jetzt JUDAS PRIEST, IRON MAIDEN, frühe MANOWAR und DIO. Zwar war der Schritt vom Doom- zum klassischen Heavy Metal auf Albumlänge noch nicht vollzogen, doch die Richtung war vorgegeben. Nach einer Wintertour mit CATHEDRAL und ELECTRIC WIZARD, einem Drummerwechsel und einer England-Tour mit FIREWIND ging es im Oktober 2007 wieder ins Studio. Das Ergebnis war im Juni 2008 ein stahlglänzender Schmetterling namens ‚Iron Will‘ – acht ausgefeilte Songs, die in der Summe eines der besten Metal-Albums der vergangenen Dekade bildeten.

GRAND MAGUS konnten sich vor ‚Album des Monats‘-Auszeichnungen kaum retten, ein Deal mit Roadrunner und ein starkes, wenngleich risikofreies Nachfolgewerk namens ‚Hammer Of The North‘ waren die Folge. Der Zauberer hatte sich endgültig etabliert. Beim Labelriesen Nuclear Blast feierten Janne und seine Mitstreiter 2012 mit dem überraschend hardrockigen ‚The Hunt‘ einen gelungenen Einstand. Nach einem weiteren Drummerwechsel (Ex-SPIRITUAL BEGGARS-Schlagwerker Ludwig Witt für Sebastian Sippola), ausgiebigen Tourneen und Festivalauftritten schlug Ende Januar 2014 mit ‚Triumph And Power‘ der nächste, in seiner Schnörkellosigkeit mutige Qualitätshammer ein, der in Deutschland auf Platz 21 der Albumcharts debütierte (REVIEW hier). Ausverkaufte Hallen bei der anschließenden Tour mit AUDREY HORNE, ZODIAC und THE VINTAGE CARAVAN überraschten angesichts dieser Tatsachen niemanden mehr.

„Wir waren nie eine Hype-Band, hatten kein großes Durchbruch-Album. Wir sind konstant gewachsen“, lautet „JB“s Antwort auf die üblichen Fragen nach dem „Geheimnis des Erfolgs“. Der bärtige Glatzkopf ist kein Mann der vielen Worte – auch das macht ihn sympathisch. „Das Wichtigste“, sagt er, „ist immer ein starker Song – egal, wie gut du ihn spielst.“

Gedanken über die Zukunft des Musikgeschäfts sind Christoffersson in einer ruhigen Minute trotzdem zu entlocken. „Ich schätze, dass CDs in ein paar Jahren nicht mehr existieren, es aber auch keine anderen Produkte physischer Art geben wird, die die CD ersetzen. Wird es dann noch Sinn machen, ein Album aufzunehmen? Ich glaube, man nimmt dann nur noch einzelne Songs für die Online-Dienste auf, wodurch natürlich der künstlerische Charme eines Albums abhanden kommt. Alben reflektieren die Gedanken und Gefühle, die eine Band zu einer bestimmten Zeit hatte. Es wäre sehr schade, wenn es das nicht mehr gäbe.“