PlattenkritikenPressfrisch

TOEHIDER – Good

2017 (Independent) – Stil: Progressive


Mit seiner kruden Mischung aus SYSTEM OF A DOWN, BLESSED BY A BROKEN HEART, QUEEN-Bombast, Progressive und Karneval (!) (´The Thing With Me´ oder das grausame ´Whoa!´) konnte mich Mike Mills´ TOEHIDER auf dem letzten Album ´What Kind Of Creature Am I?´ nicht recht überzeugen. Trotz vieler interessanter Ideen, war das insgesamt irgendwie zu wild hin und herpendelnd. Immer wieder gab es Passagen, die man nicht so recht ernst nehmen konnte. Aufgrund des Auftritts bei der diesjährigen Edition des legendären ‚Prog Power Europe‘-Festivals in Baarlo erhielt das neue Album aber nun doch genug Durchgänge für dieses Review.

Nun, stilistisch hat sich gar nichts groß verändert, außer vielleicht, dass man bei den progressiven Passagen heutzutage auch mal näher an PROTEST THE HERO werkelt. Das neue Album schlägt bezüglich der Extreme nicht mehr so stark aus, wirkt kanalisierter, was an sich zunächst kein Qualitätsmerkmal sein muss, zumindest mir im Falle TOEHIDER aber im Gesamtdurchlauf einen angenehmeren Hörgenuss beschert als beim Vorgänger. Songwriting und Arrangements erscheinen diesmal viel sauberer ausgearbeitet, egal ob wir uns wild und schnell oder gemächlich, balladesk und hittig fortbewegen. Damit bleibt als einziger grundlegender Kritikpunkt, dass die Songs nicht rechtzeitig zum Ende kommen, etwa weil man am Ende unnötigerweise noch eine unsägliche nanananawhoawhoa Passage auspacken muss.

Das ist insofern besonders schade, weil man ansonsten fast ausschließlich klasse Songs zwischen echter (und eben nicht künstlicher, ideenloser) Eingängigkeit und feinster Progressivität produziert hätte. Nichtsdestotrotz, gerade der Mittelteil des Albums sollte besondere Erwähnung finden. ´This Conversation Is Over´ wäre wahrscheinlich die Singleauskopplung. Im hektisch-progressiven ´Millions Of Musketeers´ heißt es erst mal > „I fell asleep in a field filled with rocks and mushrooms“. Der Grund, warum sich unser Mick Shark direkt auf den Weg nach Australien gemacht hat, obwohl dieses sagenumwobene ertragreiche Pilzfeld so gut versteckt und bewacht sein soll. ´How Do Ghosts Work´ ist dann mit genial verbreakten Strophen und Mega Catchy Refrain das Kernstück des Albums. Und die Ballade ´Dan vs. Egg´ lässt aufhorchen, weil sich die Gesangsarrangements an Tommy Karevik von SEVENTH WONDER anlehnen, möglicherweise weil Mike Mills ebenso auf AYREONs ´The Source´-Album vertreten war.

Also, ´Good´ ist das Album in der Summe. Über einige Unzulänglichkeiten kann ich weiterhin nicht hinwegsehen. Dafür sind manche Sachen aber echt genial. Aber wie bei kaum einem anderen Künstler muss man sich hier seine eigene Meinung bilden und sollte sich nicht auf Wort und Schrift des Rezensenten verlassen.

(starke 7 Punkte)