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THE SPIRIT – Sounds From The Vortex

2017 (Eternal Echoes) – Stil: Black/Death Metal


„Denk ich an Deutschland(s Black/Death-Nachwuchs)
in der Nacht,
Dann bin ich um den Schlaf gebracht…“

– jedoch nicht wie Heinrich Heine seinerzeit vor lauter Sorgen, sondern mit Sehnsucht nach weiteren Entdeckungen, und besonders vor Freude, dass hierzulande so viele extrem talentierte, junge Bands im Untergrund werkeln.

Daher mein Aufruf: Leute, unterstützt unsere Newcomer! Kauft Tonträger, Merchandise, geht auf Konzerte, egal wie klein der Club ist (sowieso umso kuscheliger…) oder wie lange die Fahrt dorthin dauert. Support the Underground!!

Und tut dies auch und gerade bei THE SPIRIT! Die vier Jungs aus dem extremen Westen des Landes haben sich erst 2015 zusammengefunden und spielen einen sehr frischen, progressiven Black/Death Metal mit ordentlich Thrash-Drive, geradezu himmlischen Harmonien und vor allem für ein Debütalbum unglaublich viel Eleganz. Hier treffen wohldosierte Blastbeats auf hochdynamische Gitarren, die sich mal ergänzen, des anderen herausstechende Soli unterstützen, dann wieder einander folgen oder sich dual duettieren bis duellieren – und das ganze so dermaßen entspannt und ohne Effekthascherei, dass manche Altvorderen schon hurtig mal die Winterpullis aus dem Schrank kramen können in Anbetracht dessen, was hier zukünftig noch zu erwarten ist.

Dazu ist MT mit einer unverwechselbaren Stimme gesegnet, die er gerade richtig zwischen evil und druckvoll ausbalanciert einsetzt. Melodien, ständige Breaks und Tempovarianten übernehmen vor allem seine und die Gitarre von AK, und zwar in extenso. Was hier so scheinbar leichthändig abwechslungsreich arrangiert (´Cosmic Fear’) und gespielt ist, wird in den langsamen Passagen geradezu meisterhaft, wenn technisch noch anspruchsvollere Elemente hinzukommen (´Cross The Bridge To Eternity´).

Dementsprechend läge es nahe zu vermuten, dass der Geist, den die Saarbrücker namensgebend beschwören, ein alleinig Nödtveidtscher sei, doch das wäre hier viel zu kurz gegriffen. Schwedische Bands der ‚No Fashion‘-Ära werden von ihnen selbst als Einfluß genannt, doch bei irgendeinem der Jungs mag auch ein KREATOR-Poster an der Wand gehangen haben, oder auch der dänische KING. Nicht nur der düstere, scharf-klare Sound erinnert mich an TRIBULATIONs ´The Formulas Of Death’ (´Illuminate The Night Sky’), und wer dieses Album mag, kann hier bedenkenlos zugreifen.

Also, liebe Black/Death-Gemeinde, Vorsicht! Mich haben THE SPIRIT mit ihren galaktischen Klängen extrem schnell in ihren unendlichen kosmischen Wirbel gesogen. Nun, wie ihr seht, ich kam irgendwann doch wieder heraus – aber ich werde euch nicht verraten, wie. Kleiner Tipp: es hat was mit der Wicklungsrichtung einer Gitarrensaite zu tun…;-)

(7,5 erwartungsfrohe Punkte)