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TANKARD – One Foot In The Grave

2017 (Nuclear Blast) – Stil: Thrash Metal


Der Pokalfinal-Blues sollte inzwischen abgeklungen sein, innerlich überpinselt von den Publikumsreaktionen, die TANKARD für ihren Anheizer-Auftritt im Berliner Olympiastadion einheimsten. Im Gegensatz zur armen Helene F., die dafür 25 Plätze höher in den hiesigen Albumcharts thronen darf.

Richtig gelesen. TANKARD sind mit ´One Foot In The Grave´ auf Position 26 eingestiegen – Rekord in ihrer nunmehr 35-jährigen Geschichte. Aber würde ich auf diesen gelben Seiten so weit ausholen, wenn die Scheibe nichts taugte?

Rhetorische Frage.

Und deshalb gleich raus mit der Sprache: Dieses 17. Studioalbum der Weekend Warriors gehört zu den besten, die TANKARD je aufgenommen haben. Noch nie klang der Gitarrensound so druckvoll (Produktion: Martin Buchwalter, PERZONAL WAR), und viel wichtiger: Schon lange war das Songwriting nicht mehr so effektiv, ohne dabei ins Eindimensionale zu kippen. ‚Pay To Pray‘, ‚Don’t Bullshit Us!‘ und ‚Lock Em Up!‘ sind international absolut konkurrenzfähige Thrash-Boliden, die Punk-Einflüsse machen sich dieses Mal nur sehr sporadisch bemerkbar. Was TANKARD dafür ganz ausgezeichnet zu Gesicht steht, sind die verstärkten Anleihen beim klassischen Heavy Metal. ‚Syrian Nightmare‘, ‚Northern Crown (Lament Of The Undead King)‘ und der zweite Teil von ‚Secret Order 1516‘ brauchen sich vor ähnlich gelagerten Stücken auf den jüngsten KREATOR- und SODOM-Werken nicht zu verstecken.Wer glaubt, Gerre, Frank & Co. noch immer stirnrunzelnd abqualifizieren zu müssen, dem werden beim Hören dieser Geräte die Augenbrauen abfallen. Mindestens.

(8 Punkte)