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SYRUS – Tales Of War

2017 (Independent) – US Metal


Trotz medialer Vielfalt, trotz opulenter Mannigfaltigkeit in physischen und digitalen Offerten, kann es auch im Jahr 2017 passieren, dass der willige Käufer und Hörer längere Zeit benötigt, um an seine Musik zu gelangen.

Im Falle des neuen SYRUS-Albums versagte der widerwillig gekaufte, aber zu diesem Zeitpunkt unvermeidliche Download bei CD Baby, deren Office nach gefühlt zwei Wochen mit einem Download via Email dem Problem immerhin Abhilfe verschaffen konnte. Derweil waren die True-Sammler erzürnt, da die Band selber aktuell nur CD-Rs an Mags und ebenfalls gierende Metaller herausgab. Gleichwohl durfte bald Entwarnung gegeben werden, denn die Texas-Metaller bieten in Kürze echte Silberlinge für ihr neuestes Werk ´Tales Of War´ an.

Jetzt aber erst einmal den sabbernden Schaum vom Mund abwischen. Gemach, gemach. Natürlich handelt es sich um SYRUS, um SYRUS aus San Antonio, Texas. Weder mit den Innsbrucker Thrashern noch mit den schwedischen Metallern zu verwechseln, hier geht es einzig und allein um US Metal, um den wahren Stahl, um dessen Königsklasse aus Texas.

Der Sammler und US Metal-Hörer wurde natürlich längst in 2008 erlöst, als sich ‚Steel Legacy‘-Records den Demos annahmen und eine Kompilation aus diesen veröffentlichten. Jedoch sollten SYRUS insbesondere nicht immerfort im Zusammenhang mit Ray Alder in Verbindung gebracht werden, mit dem sie in 1987 kurzfristig ein Rehearsal-Demo aufnahmen. Denn wie zudem an allen bislang erhältlichen Songs abzulesen war, auf denen Michael Anthony ganz vorzüglich sang, können SYRUS nicht in der Schublade mit der Aufschrift QUEENSRYCHE sowie FATES WARNING verweilen. Dafür spielen SYRUS viel zu kraftvoll.

Mittlerweile sind die Texaner aber seit bald drei Jährchen wieder aktiv, wobei natürlich nur noch das ursprüngliche Gitarren-Doppel, die Bandgründer John Castilleja und Albert Berlanga, mit an Bord ist. Daher kommt es letztlich auf die Qualität des neuen Sängers an, ob die Neuformierung wohlwollend aufgenommen werden kann. Mit Geoff Dee, der auch bei San Antonios WICKED ANGEL zugange war, ist den Herren jedenfalls ein Glücksgriff gelungen. Samt seinem wahrhaftig großartigen Organ, das Hymnen unterstreichen kann und die gewisse Knödeligkeit im Gesang mitbringt, um die eigene Note zu unterstreichen, ist der Mann geradezu als Duett-Partner für Harry „The Tyrant“ Conklin erschaffen worden, so dass alle Songs für eine Zeitreise mit JAG PANZER und HANKER prädestiniert erscheinen.

Gleichwohl blühen sie produktionstechnisch erst richtig im Hier und Jetzt auf, denn die Lieder sind zwar durchweg von den alten Demos wohlbekannt, bis auf das restlos Texas-Metal würdige Instrumental ´Demonracer´ aus 1989, wurden aber alles äußerst wuchtig in 2016 im Studio frisch eingespielt. Und Geoff Dee zeigt im Verbund mit den wunderbaren Instrumentalisten wie edle US-Kompositionen zu erschallen haben: Krachende Hits und Übersongs à la ´City Of The Sky´ und ´Midnight Chimes´, solch auf der Pirsch trabende Lieder wie ´The Hunt´ oder ´Thru Knights Eyes´, sowie mit ´Demonracer´ eine Instrumentaldarbietung zum Speichel lassen. Dies ist nicht schlicht, das ist samt und sonders vorzüglich, Stahl auf Stahl, hart, ganz hart.

Klangen die alten Demos ihrer Zeit angemessen nach den Achtzigern, dürfen die hier vorgetragenen neun Songs in neuem Glanze erstrahlen. Besser kann ein Comeback folglich im ersten Schritt nicht vollzogen werden, so dass die Antwort auf die grundsätzlich in solch einer Situation als erstes in den Raum geworfene bange Frage, nach der Qualität aktueller Songs, der Zukunft überlassen bleibt. Erst das kommende Werk soll neben zwei bis drei bislang unveröffentlichten Songs sowie ´Deity´, ´Marching On´, ´Breakout´ ebenfalls vier bis fünf neue Knaller-Songs beinhalten.

(Big 8 Points)

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