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SPACE ELEVATOR – II

2018 (SPV/Steamhammer) – Stil: Hard Rock


2016 veröffentlichten die Briten um die begnadete Sängerin The Duchess ihr gleichnamiges Debüt. Ein AOR-Juwel mit ausgeprägten Songs, die sich zwischen WITNESS, HEART und ROBIN BECK platzieren ließen. Musikalisch waren sie klar zwischen 1985 und 1993 aufgestellt und lieferten eben hochklassigen AOR ab, basierend auf grandiose Melodien, ohrwurmhaften Songs und einem unwiderstehlichen Gesang.

Zwei Jahre später liefern die Briten erneut und man merkt, sie wollen sich nicht gänzlich wiederholen. Sie sind variabler, vielschichtiger aufgestellt. Ist man vom Debüt geprägt, ist der erste Durchgang nur bedingt beeindruckend und will nicht gleich zünden. Zwei bis drei Durchgänge später zieht sich allerdings ein breites Grinsen ins Gesicht. Die Songs packen, die Melodien sind nachhaltig, die musikalische Entwicklung beachtlich.

`II` ist ein Album mit Tiefgang und exzellenten Songs, die jedoch deutlich weniger vom Spät-Achtziger-AOR beeinflusst sind als beim Vorgänger. Dabei beginnt das Album mit dem treibenden `Take The Pain`, welches sofort an den Vorgänger erinnert, aber irgendwie auch grooviger klingt. Schon hier gibt es Goosebumps durch den elektrisierenden Gesang von erwähnter Madame. Wahnsinn. Das folgende `Talk, Talk` zieht den hervorragenden Eindruck etwas runter, wobei hier die Stärken im Detail liegen. Der Refrain ist mir aber doch etwas zu suspekt. Grandios dann wieder `World Of Possibilities`, einer Nummer zwischen grooviger Eleganz und bester AOR-Manier. Die Stärke der Engländer liegt ganz klar im klassischen Songwriting, das man geschickt mit dem aktuellen musikalischen Zeitgeist koppelt. Hervorragendes Beispiel das balladesk beginnende `We Can Fly-ARO Mix`, das sich zu einem Radio-kompatiblen Hit mausert. Dafür rockt die Truppe wieder ganz klassisch mit `Far Away Boy` – einer formvollendeten Hymne, die sich im Gehörgang geradezu festbeißt. Was für ein Rhythmus. Und auch hier wieder der unfassbare Gesang von Englands heißester Sängerin!

Bei vielen Stücken liegen die Stärken im Detail. Die Songs sind perfekt ausgearbeitet. Diese kleinen Details sorgen dafür, dass man nicht in 08/15-Gefilde abdriftet. Das Gitarrenspiel ist herausragend. David Young versteht sein Handwerk und gibt diesem Album mit seinem Stil eine eigene Note. Eine Nummer wie das albumschließende `Queen For A Day` zeigt beeindruckend alle Stärken der Band in einem Song auf. Dass man hier und da an QUEEN erinnern will, ist nicht zu überhören. Kurzum, ein vielfältiges, auf Details bedachtes Hard Rock Album, von der derzeit besten englischen Hard Rock-Band mit der derzeit besten britischen Sängerin!

(8,5 Punkte)