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SAMSARA BLUES EXPERIMENT – One With The Universe

2017 (Electric Magic Records) – Stil: Heavy Psych


Chris Peters und sein SAMSARA BLUES EXPERIMENT gehören seit dem Debüt 2010 zu meinen Helden des neuen deutschen Heavy Psychedelic Rock, nur böse Zungen sagen „Stoner“ dazu. Vier Studioalben und ein Livescheibchen stehen jetzt auf ihrem Habenkonto und dieses aktuelle, vierte Album ´One With The Universe´ ist tatsächlich ihr bisher bestes und abwechslungsreichstes Werk.

Fünf Songs in einer Dreiviertelstunde, ein Brodeln und Tosen wie ein sturmgepeitschtes Meer, dann wieder ein Abflauen der emotionalen Eruptionen und entspanntes dahintreiben auf einem gewaltigen Ozean aus Sonnenlicht, knallbunte spacige Synthesizerleads mit großen Melodien, explosive, aber auch entspannte, verspielte Rhythmen, alles in einem Song, so brennt sich der Opener ´Vipassana´ direkt in Deine Seele. Und so bleibt es auch auf dem Album. Mystisch sägende Doomelemente zermalmen alles unter sich, dann wird wieder locker und entspannt gerockt oder ein erneuter Ausbruch der Leidenschaft übermannt Band und Hörer. Die Band ist übrigens sehr gut eingespielt. Jeder Ton und jeder Schlag sitzen perfekt, jedes Instrument reagiert perfekt auf das andere. Chris singt darüber mit roher, dreckiger und unpolierter Stimme, so wie ihm die Schnauze gewachsen ist. Sein Gesang ist das direkte Bindeglied zu all den Wüstenrocklegenden der 90er. Er ist kein ausgebildeter Heldentenor, sondern ein Rocker mit Eiern aus Chrom. Und das zeigen viele der bodenständiger abgroovenden Rocksongs hier perfekt.

Die Band versteht sich meisterlich auf ergreifende Harmoniebögen und bei wirklich aller Traditionsbewusstheit, was Psychedelic und Stoner Rock angeht, werden hier Songs geschrieben, die bei einem bleiben. Diese Songs sind aufgebaut wie eine Reise, sie entführen den Hörer in eine visionelle Welt voller Magie und Schönheit. Die Bildhaftigkeit der Kompositionen ist berauschend, ebenso wie der wuchtige, alles in sich aufsaugende Sound der schweren Passagen und die Leichtfüßigkeit, mit der bei den relaxten Momenten die Seele einfach ausgeschaltet wird. Raga, Bluesrock, Stonerrock, Hardrock, Doom, Acidrock – alles hier ist Musik mit alter, ewiger Seele. Alles hat es vor Jahrzehnten gegeben, wobei den Raga in Indien schon vor Jahrhunderten. Die Songs haben eine hypnotische Wirkung und fließen ganz natürlich aus den Boxen in Deinen Geist hinein. So hätten sie auch vor rund 50 Jahren schon Erfolge feiern können, eventuell mit anderem Sound. Warum ist das hier nur so erfrischend? Vielleicht ist es die Zeitlosigkeit der frei fließenden Kompositionen, die sich live sicher gut für ausgedehnte Jams eignen.

Ich bin wahrhaftig verliebt in dieses Stück Musik und Freunde alter und neuer Acidrockalben mit schön fuzzigen Gitarren sollten es mir gleichtun. Es ist angenehm zu sehen, dass die perfekt harmonierenden und überaus talentierten Musiker alle im Dienste der Musik spielen und jeder Ton tatsächlich das Stück an sich leben lässt. Und wie jeder lebendige Organismus wachsen auch alle Songs mehr und mehr, werden zu gewaltigen Kreaturen, die aber allen Wesen freundlich gesinnt scheinen. Lasst Euch darauf ein.

(9,5 Punkte)