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RIDDLEMASTER – Bring The Magik Down

2017 (Metalapolis) – Stil: Epic Metal


Die Einen ergeben sich im Alter der Wiederaufbereitung oder dem Wiederkäuen ihres musikalischen Œuvres hin und die Anderen sind rastlos unentwegt auf der Suche nach neuen Zielen am Horizont.

Der drei Tage vor Nikolaus im Dezember diesen Jahres 60 Jahre alt werdende Mark Shelton blüht in letzterer Hinsicht in diesen Tagen ungemein auf. Sein Lebenswerk MANILLA ROAD erstrahlt in vollem Glanze und erhält endlich überall die diesem schon lange zustehende Zuneigung und Wertschätzung. Darüber hinaus betreibt ‚The Shark‘ aber auch seit fünf Jahren aktiv mit Lyriker, Bassist, Keyboarder E.C. Hellwell, der bereits u. a. zu den MANILLA ROAD-Songs wie ´The Riddle Master´ und ´Playground Of The Damned´ Mark Shelton die Story und im letzten Fall den kompletter Text geliefert hatte, den Ableger HELLWELL. Da aller guten Dinge drei sind, dürfen sich vor allem die Ur-Anhänger bei der neuesten Bandzusammensetzung vor Freude auf die Schenkel klopfen. Denn Mark Shelton und E.C. Hellwell lassen gemeinsam mit Drummer Rick Fisher den ganz frühen MANILLA-Spirit wieder aufleben. Unter dem Banner RIDDLEMASTER veröffentlicht das Trio jetzt sein Debüt.

´Bring The Magik Down´ als RIDDLEMASTER zu veröffentlichen ist den Umständen gemäß nur konsequent. ‚The Riddle Master‘ war eine in den 70s von E.C. Hellwell geschriebene Erzählung, die vollends erst in der Anthologie „Swords of Steel“ 2015 in Buchform verewigt wurde. Der MANILLA ROAD-Song gleichen Namens erschien auf dem 1983er Fabelwerk ´Crystal Logic´, dem letzten Album mit Rick Fisher an den Drums, der bei den ersten drei Alben zur Bandbesetzung gehörte. Wiedervereint schweben sie natürlich in den Sphären des Kosmos von MANILLA ROAD, lassen einen knisternden Sound sprechen und die aktuelle ROAD-Besetzung unangetastet. Mit Songs, die aus den Seventies auferstanden scheinen, um den Nachlass der Musiker erneut mit großen Kompositionen in seiner Masse zu erhöhen. Qualität ist glücklicherweise obendrauf ebenfalls vorhanden.

Da flirrt sogleich das über 13-minütige Eröffnungsepos ´Bring The Magik Down´ hinüber zur Station von ‚2112‘, ohne auf der Manilla Road den Tempel von Syrinx zu besuchen, legt eine abgespacte Zwischenlandung auf einem ruhigen und scheinbar unbewohnten Planeten ein, um mit allen im Astral Fire die Magie zu beschwören. Anschließend offenbart ´Crossing The Line´ pure Zauberei, wie sie aus Gitarre, brummigem Gesang und genügsamer Rhythmik ein Feuer entfacht. Dreimal wandert Shelton mit den Jüngern auf den Berg und nimmt alle gefangen, um halb Drei in der Früh. Benebelt hören sie der ´Lair Of The White Witch´ zu, unterdessen diese ihre betörenden Dämpfe aus den magischen Töpfen aufsteigen und die Gitarre, verschleiernd im psychedelischen Nebel, keinen klaren Gedanken fassen lässt. Zur aufgehenden Sonne schwebt ´Every Mothers Son´ göttlich über den frischen Wiesen und Seen. Eine quietschende E-Gitarre und eine präsente Akustikgitarre besingen den himmlischen Frieden. Im hellen Licht strahlen die Akustikgitarre und ein klar zu erfassender Bass über den ´Ghosts Of The Plains´ bis in alle Ewigkeit.

Ein alteingesessener MANILLA ROAD-Bewunderer würde demnach unumwunden ´Bring The Magik Down´ als ein verschollenes Altmeisterstück anerkennen, weit authentischer als es ´After The Muse´ vermochte. Ein differenziertes, gedämpftes, aber umso glühend emotionsreicheres Alterswerk. Anderen Jünglingen könnte ebenfalls ohne geschockte Paris-Verbundenheit ´Go For The Throat´ als Komposition der tatsächlich nicht als Geschwister auf die Welt gekommenen THE WHITES STRIPES angepriesen werden, singen hier die Jimmy Page-Riffs im Lee-Lifeson-Universum ohne Unterlass. Ihr dürft Euch gerne dabei niederknien, Brüder und Schwestern.

(8,5 Punkte)