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PROPHETS OF RAGE – Prophets Of Rage

2017 (Fantasy/Caroline) – Stil: Crossover


Während 1992 die großen Legenden des metallischen Universums ins Mittelmaß verfielen, wuchs der Crossover-Zirkus schlagartig über seine natürlichen Grenzen hinaus. RAGE AGAINST THE MACHINE schufen einen Meilenstein, der ihr einziger blieb. Da geriet die Auflösung als gewöhnliche Entwicklung zur Randnotiz. Eine eines Tages zu vergoldende Réunion eine Frage der Zeit.

Statt einer mit Dollar-Scheinen unterfütterten Wiedervereinigung erhält die weltumspannende Anhängerschaft 2017 allein ein Upgrade. Erneut, wie bei der überraschend lang anhaltenden Liaison mit dem mittlerweile verstorbenen SOUNDGARDEN-Frontmann Chris Chornell, verbinden sich die RAGE AGAINST THE MACHINE-Musikusse Tom Morello (Gitarre), Tim Commerford (Bass) und Brad Wilk (Drums) ohne Zakk de la Rocha diesmal mit den Sängern B-Real (CYPRESS HILL) und Chuck D (c) sowie dem Turntabler DJ Lord (PUBLIC ENEMY).

Während AUDIOSLAVE die Fühler in Richtung des Alternative Rock ausstreckten, bewegen sich PROPHETS OF RAGE ganz in den Gefilden der ehemaligen Geldmaschine. Und munden eigentümlicher Weise ganz vorzüglich. Sie verkörpern freilich immer noch die Anklagebank gegen Rassismus, Korruption, Kriegstreiberei und alle anderen Ungerechtigkeiten des Systems, verfügen jedoch selbstredend nicht mehr über die Wut und Entschlossenheit ihrer Jugend. Der Langeweile späterer Crossover-Jahre wirken sie heute mit eingängigen Songs im erprobten Stil vor. Hier findet demnach keine Revolution, sondern eine Machtdarstellung, mit altbewährten Mitteln, statt. Das Musik-Business frisst auch seine bissigsten Kinder.

Demzufolge findet 2017 der Banger in einer liberalen Welt gerne einmal mit dem Debüt der Wutpropheten den Weg ins Wochenende, stimmt sich mit diesem auf sein geliebtes HOD ein, gerät dabei richtig in Rage und schreit mit Leibeskräften aus seinen Lungen: Unfuck The Word … Fick Dich selber.

(7 Punkte)