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PRIMORDIAL – Where Greater Men Have Fallen

~ 2014 (Metal Blade) – Stil: Black-Epic-Metal ~


Keine Neuerfindung, sondern Veränderungen im Kleinen – diese Maßgabe hatte Alan Averill für PRIMORDIALs achtes Studioalbum formuliert.

Wort gehalten, Mister Nemtheanga!

‚Where Greater Man Have Fallen‘ ist das felsig-raue Äquivalent zu Scheiben wie der aktuellen GRAND MAGUS oder WHILE HEAVEN WEPTs ‚Suspended At Aphelion‘ geworden. Kunst von Künstlern, die in ihrer hart erarbeiteten Stil-Nische Album für Album Zeitloses schaffen – glaubwürdig und fernab von Zielgruppen-Anbiederung und kommerziellem Kalkül.

Der Refrain des Titelstücks ist ohne Zweifel eines der ganz großen Hörerlebnisse dieses Metaljahres – Kulminationspunkt eine Hymne, wie sie ein Vierteljahrhundert nach BATHORYs ‚Hammerheart‘ nur noch PRIMORDIAL schreiben können.

„You will always bury your sons
under broken barren promises
The heart of your motherland
will be ripped from her chest
Where greater men have fallen
we are ready to die“

Doch dieses neue Albumgebirge hat mehr Gipfel zu bieten. Auch ‚Babels Tower‘ mit seinen simplen, aber umso effektiveren Akkordfolgen, bei denen Tony Iommi und Jimmy Page vor dem geistigen Auge in die Saiten greifen, wird als Karrierehighlight in die Geschichte der Dubliner eingehen. Ergreifender hat Averill selten gesungen.

Bleiben wir bei den Achttausendern. ‚Ghosts Of The Charnel House‘ ist einer der besten – wenn nicht der beste Epic-Doom-Song – des Jahres. Hier macht sich Averills Arbeit mit DREAD SOVEREIGN und TWILIGHT OF THE GODS bemerkbar. Siebeneinhalb Minuten Musik, in die man sich am liebsten reinlegen würde.

Doch es geht noch ein paar Meter höher. Wer dachte, mit ‚Coffin Ships‘ wäre der ultimative PRIMORDIAL-Song bereits geschrieben, der dürfte bei ‚White Lightning To Split The Sun‘ schwer ins Grübeln geraten. Akustik-Strumming als Hinführung, getragene Riffs, die einem die Gischt der Irischen See ins Gesicht fetzen – eine songgewordene Naturgewalt, die man erlebt haben MUSS. Atmosphäre, Kraft und Energie am Anschlag. Positive Energie wohlgemerkt!

Keine Frage, wir würden hier von einem glatten 10-Punkte-Album sprechen, gäbe es nicht die „lediglich“ sehr guten Songs wie ‚Come The Flood‘, das Blastbeat-Geschoss ‚The Seed Of Tyrants‘ oder das etwas zu langatmige ‚Born To Night‘.

Egal. Wer PRIMORDIAL kennt und liebt, wird auch diese Scheibe ganz tief in sein Herz schließen. Allen anderen sei gesagt, dass 2014 neben TRIPTYKONS ‚Melana Chasmata‘ keine konsequentere Metal-Scheibe veröffentlicht wurde als ‚Where Greater Men Have Fallen‘.

Zögert also nicht, Jünger des wahren und guten Stahls, kniet nieder und kaufet. Denn glaubt mir, Besseres werdet ihr so schnell nicht mehr finden.

(9 Punkte)