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PRIMORDIAL – Exile Amongst The Ruins

2018 (Metal Blade) – Stil: Celtic-Folk-Epic-Black-Metal


Servierten uns Alan Averill und seine Mit-Iren vor vier Jahren mit ‚Where Greater Men Have Fallen‘ noch ein Hymnenmenü zum Niederknien, ist auf dem neuen Studio-Opus introspektive Verschachtelung Trumpf. ‚Exile Amongst The Ruins‘ benötigt drei, vier Durchläufe, um seinen zerklüfteten Seelengrund zu offenbaren. Dann wirken Stücke wie das melancholische, stellenweise an ‚The Coffin Ships‘ erinnernde ‚Where Lie The Gods‘, der von Klargitarren getragene Titelsong und das an mittlere BATHORY gemahnende Steigerungsmonster ‚Upon Our Spiritual Deathbed‘ ebenso schlüssig und ergreifend wie die wehmütig-durchschlagenden Kaliber des Vorgängers.

Stagnation kann PRIMORDIAL nur vorwerfen, wer auch sonst gerne im Seichten fischt. Speziell in den teils herrlich abgründigen Gitarrenmelodien und -Harmonien gibt es eine Menge zu entdecken, zumal die bewusst reduzierte Produktion den Blick auf die Details nicht verstellt. Keine Angst: Auch die Nackenwirbel kommen durch die perfekt eingeflochtenen Härte-Eruptionen nicht zu kurz. Mit der vorab veröffentlichten KILLING JOKE-Verbeugung ‚To Hell Or The Hangman‘ und seiner treibenden 16tel-HiHat haben die früheren Schwarzwurzler zudem Mut zum Experimentieren bewiesen. Auch eine (etwas selbstmitleidige) Männerballade wie ‚Stolen Years‘ hat man von Averill & Co. noch nicht gehört.

Warum dieses neunte Studioalbum trotzdem kein kompletter Überwältiger geworden ist, liegt am abschließenden Doppel ‚Sunken Lungs‘ (interessante Rhythmik) und ‚Last Call‘, das bei aller Ambition nicht über PRIMORDIAL-Durchschnitt hinauskommt. Mosern auf hohem Niveau. Für Freunde der Epik mit Hirn gibt es an dieser Ausnahmeband weiterhin kein Vorbeikommen.

(8 Punkte)