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PARADISE LOST – Medusa

2017 (Nuclear Blast) – Stil: Doom/Death/Dark Metal


Der Kreis schließt sich, mit ihrem 15. Studioalbum kehren PARADISE LOST endgültig zu ihren deathdoomigen Wurzeln zurück. ‚Medusa’ zeigt die Yorkshire-Veteranen von ihrer dunkelsten und schroffesten Seite; wer ‚Beneath Broken Earth‘ für den stärksten Song des 2015er ‚The Plague Within‘-Albums hält, der darf sich hier die volle Lava-Ladung übers Glückszentrum kriechen lassen.

Nach einem kurzen Kirchenorgel-Intro beginnt das große Malmen. ‚Fearless Sky‘ ist mit seinen achteinhalb Minuten nicht nur der bislang längste Song der Band geworden, sondern auch einer der intensivsten. „With God, in chaos, with sorrow to tame us“, dringt es aus Nick Holmes‘ rauem Schlund. Der 46-Jährige gurgelt so ausgiebig wie zuletzt vor 25 Jahren auf ‚Shades Of God‘. Gefühlter Klargesang-Anteil auf ‚Medusa‘: < 25 Prozent.

Dies geht natürlich etwas zu Lasten der Abwechslung. Im Vergleich zum Vorgänger braucht die neue Scheibe einige Durchläufe, um ihre ganze Klasse entfalten zu können. Der verschachtelte Titeltrack mit seinen Piano-Einsprengseln ist ebenso ein Beispiel zeitloser Doom-Kompositionskunst wie ‚The Longest Winter‘ und das abschließende ‚Until The Grave‘, bei denen die Geistesverwandtschaft zu Peter Steele selig deutlich durchscheint. Apropos Licht: Für die zarten Strahlen sorgt einmal mehr Bandkopf Greg Mackintosh, dessen singende und weinende Gitarrenleads im Kontrast zu den marianengrabentiefen Riffs vorzüglich zur Geltung kommen.

Untertourig, souverän und bei allen Selbstreferenzen zu (fast) keiner Sekunde langatmig. So darf alte Liebe gerne rosten.

(dicke 8 Punkte)