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NECROMANDUS – Necromandus

2017 (Mandus Music) – Stil: Retro Hardrock


Eines der authentischsten Retro-Scheibchen stammt 2017 von den Briten NECROMANDUS. Dabei muss dem einzigen, verbliebenen Originalmitglied Frank Hall bei Veröffentlichung ein Stein vom Herzen gefallen sein. Sah seinerzeit das 1973er Debüt nie das Licht der Öffentlichkeit, ehe es Jahrzehnte später 1999 erstmals offiziell erschien. Selbst ihr treuester Fürsprecher Tony Iommi konnte den angeproggten Hardrockern nicht auf ihrer Tour der tragischen Missgeschicke helfen und NECROMANDUS verschwanden als Fußnote in den Geschichtsbüchern.

Obwohl bis auf Frank Hall alle ehemaligen Bandmitglieder mittlerweile verstorben sind, wollte dieser endlich die vor über vierzig Jahren begonnene Geschichte von NECROMANDUS zu einem glücklicheren Ende führen (siehe unser Interview). Neben John Branch, Sohn des Ursängers Bill Branch, konnte er Gitarrist Dean Newton, Bassist Banjo Cunanan und Keyboarder John Marcangelo für dieses Projekt gewinnen. Auf altem Equipment und der Gitarre von Ur-Gitarrist Barry Dunnery spielten sie drei aus dem Archiv beförderte und acht neue Kompositionen ein, deren Qualitätsstandard untereinander nicht schwankt. John Branch ist zwar kein neuer Dan Fondelius, dennoch ist sein Organ auf Reichweite zu Ozzy zu vernehmen.

Musikalisch verschanzen sich NECROMANDUS geradewegs in den Seventies. Ungelogen könnte bei diesem Werk von einer aufgefrischten, vierzig Jahre alten Aufnahme gesprochen werden. Das betagte Etikett einer Kreuzung aus BLACK SABBATH und YES verflüchtig sich zwar im Verlauf des Werkes langsam am Horizont, aber natürlich folgen auf wahrhafte BLACK SABBATH´sche Grooves und kriegerische Battle Cry-Rufe (´Aaluna´) Birmingham-Rhythmen (´Don´t Look Down Frank´) und Ohrwürmer aus dem SARACEN-Kosmos (´The Warriors´). RUSH und STYX (´Hymn To Her´) schauen dagegen vielfach flüchtig aus den Gitarrenklängen hervor.

´Necromandus´ ist der würdige Ausklang einer unvollendeten Karriere. Allein die Mischung aus schwerem 70s-Hardrock und Artrock, geschwenkt im Kelch des Jazz und Folk, lässt NECROMANDUS für den klassischen Rockhörer zu einem Genuss werden.

(8 Punkte)

https://necromandus.bandcamp.com/releases