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LIONHEART – Second Nature

~ 2017 (AOR Heaven) – Stil: NWoBHM / AOR / Hard Rock ~


Sommermusik die Dritte – diesmal von einer meiner Lieblingsfraktionen: Alte, immer noch hungrige Männer mit legendärer Vergangenheit aus dem vereinigten Königreich. Plakativ steht auf der Homepage: „…current and former members of IRON MAIDEN • UFO • MSG • SHY“. Für das, was hier auf Euch niederprasselt wird der Name PRAYING MANTIS jedoch richtungsweisender sein, denn von denen hat der gute Dennis Stratton die fetten, auch an die 80iger Heavy-Phase von KISS erinnernden Bombastchöre mitgebracht.

Zusammen mit Mitgründer Steve Mann (Live auch ELOY-Veredler) gibt sich ein Gitarrenduo die Ehre, welches fast jedes dieser Musiksparte an die Wand spielt. Hinzu kommen neben der mit jahrelanger Liveerfahrung ausgestatteten Rhythmusfraktion Rocky Newton (Bass, ebenfalls Gründungsmitglied) und Clive Edwards (Drums) das für mich relativ unbeschriebene Blatt Lee Small, der mit einem Glenn Hughes artigen Megaorgan den PHENOMENA oder auch Y & T-Faktor einbringt.

Man muss zwar als Coverfetischist Löwen mögen, doch dieser erfrischend oldschoolige, mit erstklassiger Gitarrenarbeit gewürzte Hardrock spricht eine Sprache für sich – da ist der optische Zoobesuch zweitrangig. Ein zartes Frauenstimmchen im Intro prallt auf etwas dröge beginnenden, simpel anmutenden Autofahrrock, der sich alsbald ideenreich mit Gesang und Gitarren entfaltet (´Give Me The Light´). Huch? Der zweite reguläre Song gleich ein Cover? Egal, Chris DeBurghs ehemaliger Hit vom Fährmann war schon immer geil und hätte in dieser fetzigen Version auch auf ein GARY MOORE-Großwerk gepasst. Wir bekommen danach eine astreine Hardrocknummer mit Sauorgel, ein beschwingtes kleines ‚Over The Hills And Far Away‘-Stücklein (´30 Years´), bevor das wunderschöne Instrumental ‚On Our Way‘ durch die Gitarren von dem bereits seit 1980 eingeschlagenen Weg erzählt und das ohnehin famose Niveau des Albums sich über ‚Second Nature‘ unaufhaltsam steigert, bis der ‚Prisoner‘ alle Register alter STYX zieht oder MAGNUM at their Best präsentiert. Das obligatorische Ballädchen hinterher läuft ohne größeren Nervfaktor rein, die Gitarrensoli werten auch hier mächtig auf.

Kurz fassen, Leßmeister! OK – ein Stampfer mit weiterem Sensationsrefrain, ein flotter Kommerzrocker und ein starker Uptemposong führen zum Abschluss mit der epischsten aller epischen Reprisen und der in dem überragenden Titelsong zitierten Zeile „Rock and Roll is gonna save you“. Nachdem es mir jetzt zum vierten Male gekommen ist, kommen wir zur leidigen, übermotivierten Punktevergabe, doch nachdem eine Platte dreimal am Stück hintereinander nach dem Erstgenuss des Vortages problemlos gehört werden kann, wäre trotz aller redaktioneller Sparanweisungen alles andere ein Sakrileg und ein Verbrechen gegenüber großer Musik:

(9 Punkte)

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