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LIFESIGNS – Cardington

2017 (Independent/Just For Kicks Music) – Stil: Neo Prog


Da das aktuelle Angebot an neo-pogressiver Rock Musik nicht unbedingt eine Übersättigung hervorruft, sollte sich der geneigte Liebhaber in seiner knapp bemessenen Zeit gerne dem ansprechenden neuen Werk von LIFESIGNS widmen. Feinfühliger und nicht überaus dem Geschwindigkeitsrausch verfallener Rock ist dabei zu erwarten, der zudem nicht den ständigen Taktwechsel provoziert sowie keine Walzer im 3/4-Takt beinhaltet, sondern den geübten Progger die Häufigkeit eines 7/8-Taktes berechnen lässt.

Zur Einspielung des Zweitlings ´Cardington´ hat das Trio um John Young (Gesang, Keyboards), Frosty Beedle (Drums) und Jon Poole (Bass) wieder einige Gast-Gitarristen einfliegen lassen. Diesmal nicht ganz so namhafte wie zuletzt mit Nick Beggs (KAJAGOOGOO, ex-IONA), Thijs Van Leer (FOCUS) und Steve Hackett, dennoch etliche Meister ihres Fachs: Dave Bainbridge (IONA, STRAWBS, CELESTIAL FIRE), Menno Gootjes (FOCUS), Niko Tsonev (Steven Wilson) und Sir Robin Boult (FISH).

Der kurz betitelte aber lange Album-Opener ´N´, der finale Song ´Cardington´ sowie das in der Mitte des Werkes platzierte ´Different´ sind dem Longtrack-Fetischisten in dieser Hinsicht erhofftes Labsal, präsentieren sich daher auch dementsprechend spannender als der Rest, insbesondere letztgenannter Song als einer der Höhepunkte. Der Titelsong beschäftigt sich hingegen als einziger mit der britischen Verkehrsluftfahrt vor fast einem Jahrhundert, als der Glaube aufkam, die Luftschiffe würden bald den gesamten Luftfahrtverkehr über die Welt hinweg bestreiten. Mit hektischen Klaviertastenanschlägen erinnert ´N´ sogar an EVERON, während die kürzeren Stücke wie ´Voice In My Head´, ´Chasing Rainbows´ und ´Impossible´ im Radius von GALADRIEL und JADIS in der Gesamtschau den Kampf um die schönste Melodic-Hook ausfechten.

(7 Punkte)