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JUNKYARD – High Water

2017 (Acetate Records) – Stil: Hard Rock


Es geschehen doch immer noch Wunder. Unfassbare 26 Jahre nach der Veröffentlichung des zweiten JUNKYARD Albums `Sixes, Sevens & Nines` liegt ein neues JUNKYARD-Studioalbum mit neuem Material vor. Wir lassen bewusst `XXX` sowie `Joker` außen vor. Zum einen weil es CD-Rs waren und zum anderen sie nicht einmal von der Band als neue Alben angeboten wurden, sondern eher als Resteverwertung von Übungsraummaterial. Wobei sich auf den beiden CDs doch auch hochwertige Songs finden, die ein drittes JUNKYARD Album bereichert hätten.

JUNKYARD waren einst in den guten alten Tagen der Hollywood Strip Szene eine absolute Ausnahmeerscheinung und dementsprechend fanden sich bei ihren Shows Hard Rocker, Sleaze Rocker, Biker und Punker ein. Ihr genreübergreifendes Gang-mäßiges auftreten und ihr unverwechselbarer Stil stachen heraus. Somit zählen ihr selbstbetiteltes Debüt von 1989 und das zweite, schon erwähnte Album von 1991 zu den Glanzstücken zeitlosen Hard Rocks, die bis heute begeistern.

Von der ursprünglichen Besetzung sind die allermeisten noch dabei und das ist gut so, denn ohne Sänger David Roach oder Tim Mosher sowie Pat Muzingo oder Brain Baker wäre das alles nix. So steht die wichtigste Frage selbstredend im Raum: Was bietet `High Water`?

`High Water` überrascht, dies muss ich gestehen. Einerseits klingt es frisch und knallig und andererseits haben sie sich die Freiheit genommen, nicht exakt wie vor 26 Jahren zu klingen. Die beiden Frühwerke hatten diesen erdigen, bluesigen Hard Rock-Charme mit den damals gängigen fetten Refrains. Heute klingen die Herren nicht viel anders, allerdings wagen sie immer mal wieder einen Ausflug in punkige Gefilde, wobei sie immer darauf achten, dass der Outlaw-Ansatz präsent ist.

Der Opener `Walk Away` reißt alles um. Einen schnelleren Song hat die Truppe bisher nicht aus dem Ärmel geschüttelt. Was für eine Granate. Die Grenze zum Punk ist greifbar, aber man beherrscht sich letztendlich und bleibt im sehr schellen Hard Rock mit punkigen Riffs. Der Sound des Openers ist aber für meine Ohren ein ganz anderer wie der der restlichen zehn Stücke. Was leicht verwirrt, denn schon beim zweiten Song `Faded` kommen die alten Trademarks ganz groß zu Wirkung. Harter grooviger Hard Rock mit diesen unverwechselbaren David Roach-Vocals. Schon hier ist der Sound wieder erdiger und erinnert an die Frühtage. `Styrofoam Cup` hätte locker auf dem zweiten Album seinen Stammplatz finden können. Sehr geil dieser Südstaaten-Einfluss und diese dreckige Slide-Gitarre. `Hellbound` schlägt in die gleiche Kerbe, hat aber etwas mehr Tempo und wiederum erzeugt der Südstaaten-Einfluss wohlige Schauer im Nackenbereich. Mit `Hell Or High Water` schaltet man Tempomäßig runter. Ein leicht zäher, grooviger Hard Rock-Bolide mit eingängigem Refrain. Das treibende `Wallet` hat dann diese dezente Punknote, ist aber umgehend als JUNKYARD-Track auszumachen.

JUNKYARD ist ein überraschend starkes Album gelungen, das den Brückenschlag zu den beiden Referenzwerken locker packt, aber sich nicht darauf versteift, diese zu kopieren. Dass ich ein bis zwei Speedbomben, wie den erwähnten Opener, mehr auf dem Album gut gefunden hätte, ist da nur zweitrangig. So kann das Werk guten Gewissens empfohlen und der Band bescheinigt werden, dass sie es noch ziemlich drauf hat.

(7,5 Punkte)