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JESSY MARTENS – Tricky Thing

2017 (Jayfish Records) – Stil: Bluesrock


Die kleine Dame mit der großen Stimme hat gemeinsam mit ihrer Band das dritte Studioalbum vollendet. Abermals zeigen JESSY MARTENS AND BAND auf ´Tricky Thing´ die überragenden stimmlichen Fähigkeiten von Frontlady Jessy Martens persönlich auf, als auch die Hingabe und das Talent ihrer einzelnen Mitglieder, Gitarrist Dirk Czuya, Bassist Christian Hon Adameit, Keyboarder Markus „Mosch“ Schröder sowie Drummer Christian Kolf.

Obwohl der Blues die Grundstruktur bestimmt, schöpft die Band aus Jazz, Soul und Rock. Ein ´Stronger´ darf von einer starken Bluesgitarre und äußerst pfiffigen Keyboard-Klängen, die sich erneut in ´Undercover´ so abgebrüht zeigen, angetrieben werden, ohne aus den gewählten Schemata auszubrechen. Wenn die Gitarre im Vordergrund steht, kann sie wie in ´Pack Of Lies´ den Rocker mit Gary Moore-Attitüde begeistern. Das Klavier will sich jedoch überwiegend gleichwertig zur Gitarre einbringen und hilft insbesondere in ´Pack Of Lies´ dem Song seine fortwährenden Steigerungen zu gewähren. Allein im Verbund aller Instrumente entstehen solch intensive Momente. Oder gleichfalls dann, wenn die Tasten klimpern und Jessy Martens erotisch durch ´Tricky Thing´ sowie nicht sparsamer als eine Adele durch ´Home´ schwebt. Kraftvoll entwickelt sich hingegen ´Insanity´ zu einer herausragenden Nummer mit Erinnerungswert für ein größeres Publikum. Andererseits existieren durchaus leichtere Augenblicke. ´Hush Now´ wandelt sich auch ständig und stünde in einem anderen Umfeld Alannah Myles bestens zu Gesicht. Ist ein ´Fire´ beim Genuss des vorletzten Drinks kurz nach Mitternacht geeignet, scheint es das wispernd zärtliche ´Giants´ mehr für die Zweisamkeit zu sein.

Bereits den German Blues Award und den Deutschen Rockpreis in der Vitrine stehend, steckt Jessy Martens heuer mühelos populäre Konkurrentinnen in die Westentasche, könnte dennoch in Zukunft noch mehr aus sich herausgehen, um ihre Live-Qualitäten ebenso im Studio gänzlich lodern zu lassen. Denn dann müssten sich ihre Liebhaber unbedingt nach jedem Hördurchlauf erst einmal schütteln, um sich aller eindringlichen Emotionen ein wenig zu entledigen, dass sie einen nicht restlos überwältigt gefangen nehmen.

(8 Punkte)


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