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JESS AND THE ANCIENT ONES – The Horse And Other Weird Tales

~ 2017 (Svart Records) – Stil: Psychedelic Death Rock ~


Reduktion und Konzentration bei anhaltender Inspiration – Jess und ihre Männer überzeugen auch auf Album Nummer drei mit ihrem hochenergetischen aber gleichzeitig federleichten Spät-Sixties-Sound. Statt wie zuletzt über eine Stunde lang durch die kaleidoskopischen Kulissen zu wackeln, reicht den finnischen Schwammerlsuchern dieses mal eine gute halbe Stunde zum spätherbstlichen Endorphin-Kick. Lediglich die LSD-geschwängerte Halbballade ‚You And Eyes‘ und der abgepfiffene, von Sprachsamples durchzogene Schlusstrack ‚Anyway The Minds Flow‘, überschreiten die Vier-Minuten-Grenze

Chefsongschreiber Thomas Corpse hat die Okkult-Haut weitestgehend abgestreift und setzt verstärkt auf Soul, was Sängerin Jess ganz ausgezeichnet steht. Die Dame schnurrt, nachtigallt und röhrt inzwischen in einer Liga mit Beth Hart; allgegenwärtig bleibt der Einfluss der großen Grace Slick, wenngleich JEFFERSON AIRPLANE musikalisch nicht mehr der alles überstrahlende Bezugspunkt sind. Angefixt von einem Arsenal aus Fender Rhodes, Hammond und Moog geben sich CAPTAIN BEEFHEART und die DOORS mit FRUMPY die Klinke in die Hand, dazu haben Jess, Thomas & Co. mittlerweile genügend Eigenständigkeit entwickelt, um Zeitgenossen wie PURSON, PRISTINE und den BLUES PILLS mehr als nur das Wasser reichen zu können.

Einen Anspieltipp herauszuheben, ist auf diesem Album schwieriger denn je, mit vorgehaltener Pistole empfehle ich das hitverdächtige ‚Your Exploding Heads‘. Durchbruch? Ja wenn nicht jetzt, wann dann?

(schillernde 8 Punkte)