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EUROPE – Walk The Earth

2017 (Hell & Back Recordings/Silver Lining Music) – Stil: Hardrock


Mit ´Walk The Earth´ veröffentlicht die Band, die in einem anderen Leben vor über dreißig Jahren unter dem Namen EUROPE einen überdimensionalen Welthit hatte, ihr neuestes Werk.

In den berühmten ‚Abbey Road‘-Studios in London erneut mit Grammy-Gewinner Dave Cobb (RIVAL SONS, Shooter Jennings, Jason Isbell, Chris Stapleton) aufgenommen, musizieren EUROPE abermals nicht auf ihrem ureigenen, sie zum Weltruhm geführten Territorium, sondern weiterhin, sogar auf einer Höhe mit DEEP PURPLE, RAINBOW und WHITESNAKE. Obwohl diese Orientierung des Sounds beim Erstkontakt immer wieder überrascht, führen EUROPE schlichtweg die musikalische Ausrichtung des Vorgängers ´War Of Kings´ fort. Gleichwohl sind gewisse Steigerungen festzustellen. Denn mit ´Walk The Earth´ haben EUROPE womöglich ihren besten Titelsong der eigenen Historie komponiert, der wie so viele Lieder auf dem Album mit orientalischen Melodien flirtet und mehr nach DEEP PURPLE-Großtaten mundet, als solche von der Legende zuletzt selbst vorgestellt wurden. Eigentlich ein unvermeidlicher, hymnischer Gassenhauer, selber wenn er auf fremdem Terrain mit ´Kashmir´-Streichern und Choreinsatz erfolgt. So griffen nämlich hier und ebenso auf anderen Songs einige Fremdkomponisten unterstützend in das Songwriting, dem Joey Tempest voranstand, mit ein. Nicht nur Produzent Dave Cobb war an mehreren Songs beteiligt. John Norum mischte dagegen geringfügig, erst ab der zweiten Hälfte des Albums ersichtlich, im kreativen Entstehungsprozess mit.

Näher kam Joey Tempest auch noch nie als in dem mit einer mitnehmenden Melodie geschmückten ´Election Day´ an Ian Gillan heran. Selbst die erfrischende Spielfreude und das Energielevel eines ´The Siege´ ziehen im weiteren Verlauf nicht unbemerkt am Hörer vorbei, gar vergleichbar mit der des 1993er COVERDALE/PAGE-Werkes. Bei den schnellen Rockern ´Whenever You’re Ready´ und ´GTO´ kündigt gerade letzterer mit Trommeleinsatz an, wann uns Joey Tempest schwerelos ‚up high‘ mitnimmt. ´Kingdom United´ ist hingegen eine treibende Geschichtsstunde in vier Strophen, ´Haze´ eine Power-Walze für zukünftige Live-Auftritte und im modrigen Geruch von ´Wolves´ führt John Norum den Hörer erneut zurück in den Darkroom von LED ZEPPELIN. Die David Bowie-Verbeugung ´Pictures´ ist mit Akustikgitarren sowie Klaviereinsatz absolut der schönster Song seiner Art seit THRESHOLDs ´Sunrise On Mars´ mit dem unsterblichen Andrew McDermott. Angetrieben von den Keyboards Mic Michaelis durchdringt ´Turn To Dust´ letztlich nochmals andere Sphären, deren atemraubende Hitze von Cello und Chor im Gipfel durchschnitten werden. Ein jäher Abbruch holt allerdings sämtliche entglittenen Sinne in die Realität zurück.

(8,5 Punkte)

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