PlattenkritikenPressfrisch

DUKES OF THE ORIENT – Dukes Of The Orient

2018 (Frontiers Records) – Stil: Bombast Rock / AOR


Ohr an Auge, Ohr an Auge: Weinen. Tränen der Rührung. Tränen der Freude. Es gibt ein Leben nach ASIA. Und ein Würdiges dazu. Dass John Payne (auch GPS) mit fünf ASIA-Alben zwischen 1992 und 2004 bewiesen hat, ein wahrhafter Nachfolger zu sein für den leider letzten Jahres verstorbenen Giganten John Wetton, dürfte unbestritten sein. Das Grundflair der Stimme hat den gleichen leidenden Charakter, wenn auch rockig kerniger. Dass er auf diesem Phoenix-aus-der-Asche Output auch den Bass bedient, schließt den Kreis.

Dieses Album nahm seinen Ursprung um 2007 herum, als Geoff Downes ihn mit dem Namen ASIA im Gepäck verließ und es nochmal mit seinen alten Kumpels John Wetton (KING CRIMSON), Steve Howe (YES) und Carl Palmer (ELP) wissen wollte. Es entstanden weitere vier Studioalben in fast kompletter Originalbesetzung, beim letzten bediente schon Sam Coulson das Griffbrett. Der zurückgelassene John startete erneut zusammen mit dem Moog-Fan Erik Norlander – seines Zeichens Ehemann als auch Partner in Crime der holden LANA LANE und Tastenmann der famosen ROCKET SCIENTISTS. Es wurde der Grundstein gelegt für die auf der langjährigen Vergangenheit basierenden Zukunft, wenn auch bis zu diesem nun endlich geborenen Wunschkind unter dem Namen ‚ASIA featuring John Payne‘.

Von Anfang bis Ende kriegt man all‘ das, was auf der Verpackung nicht drauf steht, aber ich euch oben verkündet habe. Was soll ich da groß auf einzelne Titel eingehen, für mich gibt’s hier nur Killer, keine Filler. Der vierte Track ‚Time Waits For No One‘ fasst stellvertretend für das komplette Album alles zusammen, für was ASIA früher standen. Ich bin bei dem ruhigen Zwischenthema sogar versucht, ‚Open Your Eyes‘ zu singen. Sogar das Howe’sche Gitarrenspiel kann man nicht besser mit Löffeln essen, um sich’s einzuverleiben. Fulminanter Einstieg für Bruce Bouillet, dessen abwechslungsreiches Spiel noch soviel mehr zu bieten hat, als nur die gelungenen Einflüsse des Altmeisters. Neue Wege beschreitet in den Strophen zumindest der gigantische zehnminütige Abschluss ‚Give Another Reason‘, das statt Langeweile orgasmische Gänsehaut verursacht.

Insgesamt schwelgt die komplette Scheibe erfreulicherweise oft in den instrumentalen Trademarks früher Tage. Akzentuiertes, knackiges drumming durch Jay Schellen, Norlander darf die Keyboards mal wieder in den Vordergrund setzen, es wirkt frischer und verspielter, als von den Ur-Dinosauriern in letzter Zeit umgesetzt. Mal ehrlich: was war auf den letzten vier Studioscheiben an Highlights zu hören, was diese nicht am Stück kann? Drama, Instrumentalparts, die immer wieder auf die fetten Chöre und Melodien zuspielen – ein Fest. Und bitte auch schön laut genießen, damit ihr wieder wisst, was eure Anlage kann und warum Bombastrock so viel Spaß macht. Nach mannigfachem Goutieren dieser asiatischen Gourmetkarte bin ich nun bereit für meine Bestellung. Für mich bitte einmal die Nummer:

Neun. (Punkte)

http://www.dukesoftheorient.com/