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DREEMWICH – Beyond Imagination

~ 2017 (Arkeyn Steel Records) – Stil: US Metal ~


Wieder können wir mit DREEMWICH ein altes Juwel umjubeln und bespringen. Selbst, oder gerade dann erst recht, wenn junge wie alte Hüpfer im Besitz der beiden Demo-Tapes sind und diese im eigenen Hochsicherheitstrakt, wie der Rezensent, verschlossen halten. Denn DREEMWICH waren eines dieser edlen Geschöpfe, die sich in den Neunzigern durch die zersplitternde Metalszene ins rechte Licht rücken mussten, ohne jemals als markanter Fixpunkt festgezurrt zu sein.

1988 von Matt Cavanaugh (Gesang), Kevin Streeter (Gitarre), Ronnie Fields (Gitarre), Jeff Dodd (Bass) und Steve Case (Drums) gegründet, legten DREEMWICH mit ihrem ersten Demo-Tape 1989 famos los. Eine handgemachte 100 Stück-Auflage sowie eine zweite mit 500 hergestellten Kassetten war das Ergebnis. Im selben Jahr gab es ein weiteres Tape mit dem neuen Gitarristen Steve Schneider, das ausschließlich zu Promotionszwecken genutzt wurde, so dass wenigstens Live-Auftritte in größerer Entfernung zu Topeka und Kansas City, Missouri, anstehen konnten. Leider musste zum dritten Release 1990 erneut ein neuer Gitarrist namens Dave Buller eingearbeitet werden und mit Sänger Bryan Cowsert erfolgte sogar ein Wechsel am Mikrofon. Als Erfolg konnte 1990 die Teilnahme an der ‚Midwest Metalfest‘-Kompilation verbucht werden, doch Ende des Jahres gab es erneut einen Wechsel im Band-Line-up. Als Neusänger wurde Karl Keller und als Gitarrist Scott Shipps begrüßt. Nach dem letzten Demo 1991 kam es bald zu einem Zerwürfnis mit dem Management und Gründungsmitglied Kevin Streeter verließ die Band, so dass es nur eine Frage der Zeit war, bis die Auflösung im Frühjahr 1992 verkündet wurde. Dennoch sind alle Bandmitglieder bis heute in Freundschaft verbunden und haben gar in der letzten Besetzung für eine Jam-Session nochmals zusammengefunden. Allein Ursänger Matt Cavanaugh wurde dieser eingeschworenen Gemeinschaft entrissen. Er starb am 16. Dezember 2005.

‚Arkeyn Steel Records‘ ist es zu verdanken, dass alle vier Demo-Veröffentlichungen, inklusive des bislang allein für Promotionszwecke genutzten zweiten Demos, einem unveröffentlichten Song vom dritten Demo und das noch zu rettende Songmaterial des viertes Demos, endlich auf einem Silberling ihrer Bestimmung zugeführt werden. So kann in Anlehnung an den Bandsong ´Without Your Love´ der US Metal im Chor gepriesen werden:

It’s not the same …
Without you … US METAL

Allein der Opener des allerersten Werkes ´Lonely Child´ ist ein unwiderstehlicher, niemals die Ohren verlassender Song. Das ist feinster melodischer US Metal mit der vorzüglichen und hohen Stimme Matt Cavanaughs. Ohne Geschwindigkeiten zu brechen zeigt ´Pleasure In Pain´ wie 80s-US Metal dargeboten werden sollte. Selbst balladeskes Material wie ´Without Your Love´ bleibt niveauvoll, für den Schwung und Elan sind andere wie ´The Search´mit erstklassiger Solo-Zurschaustellung zuständig. ´Silent Whisper´ zeigt klar, dass DREEMWICH für die Liebhaber von QUEENSRYCHE unentbehrlich sind ohne wie eine Kopie der Wegbereiter zu klingen.

Auf dem zweiten Demo zeigen DREEMWICH in ´Beyond Imagination´ ihre kraftvolle Ader und in ´Justice´ einen ähnlichen Elan wie ihn RIOT ein Jahr später auf ´The Privilege Of Power´ versprühen sollten. Und am Ende von ´Prophet Of The Sword´ kann jeder Rüstungsträger, ob heilig oder nicht, sein Schwert zur Melodie schwingen. Die Songs des vierten Werkes sind ebenfalls noch kräftig zupackend und zählen neben den des Debüt-Demos zu den Höhepunkten. ´Never Separated´ und erst recht ein ´Always´ werden den Connaisseuren von LEVIATHAN und HEIR APPARENT zu Füßen gelegt. Bei den abschließenden Live-Songs, aufgenommen im Oktober 1991, tropft während ´The Alliance´ gar LETHAL-Blut aus den Rillen.

Ohne verklärten, sentimentalen Blick in die Vergangenheit ist DREEMWICHs ´Beyond Imagination´ eine äußerst reife Werkschau einer erstklassigen Band der US Metal-Historie, die endlich in den Kegel am Rande des Rampenlichts rückt.

(8,5 Punkte)

order @ arkeynsteel.com