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CORSAIR – One Eyed Horse

~ 2015 (Shadow Kingdom) – Stil: Hardrock/Metal/Prog ~


Einschalten, zurücklehnen, wohlfühlen – CORSAIR aus Charlottesville/Virginia sind eine dieser dünn gesäten Hartgitarrenbands der Neuzeit, die imstande sind, Unaufgeregtheit mit inspiriertem Songwriting und überlegener Spieltechnik zu einem spannenden, im besten Sinne altmodischen Cocktail zu mischen. Auf seinem zweiten vollständigen Album ‚One Eyed Horse‘ gibt sich das Quartett ein gutes Stück eigenständiger, weil stilistisch breitgefächerter als auf dem selbstbetitelten, stellenweise noch sehr LIZZYesken Erstling von 2012 (Review hier).

Hypnotische, gleich zum Einstieg achtmal wiederholte Zwillingslicks wie im eröffnenden ‚Shadows From Breath‘ setzen sich nach ein paar Durchläufen ebenso in der Schädelbasis fest wie die SLOUGH FEG-mäßig mäandernden Riffs des anschließenden ‚Ghostlands‘, bei dem auch Uralt-MAIDEN ihre Spuren hinterlassen haben. Für träumerische Momente sorgen der balladesk beginnende und später in Jamrock-Gefilde abdriftende Titeltrack sowie das entspannt-folkige ‚Royal Slide‘, der einzige Song des Albums, zu dem Gitarristin Marie Landragin den Leadgesang beigesteuert hat. Der Hit der Scheibe (oder zumindest das, was diesen drei Buchstaben am nächsten kommt) ist ‚Brothers‘, ein vehement startender Banger mit prächtig emporwachsendem Refrain und WISHBONE ASH-beeinflusstem Mittelteil. In ‚Horn Of The Luparii‘ gibt’s dann sogar ein paar YES-Reminiszenzen zu bestaunen, ehe im grandios gefühlvollen ‚Sparrow’s Cregg‘ Meister Lynott gehuldigt wird. Wer ‚Southbound‘ und ‚Wild One‘ zu seinen LIZZY-Lieblingen zählt (und wer tut das nicht?), wird spätestens beim Refrain auf die Knie fallen und geschlossenen Auges mitschmachten.

“Sparrows Wings Float Above
Search By Sight Is Never Enough
Sparrows Wings Carry Me Home
To My Love The Wind Will Blow”

Im abschließenden ‚Coriolis‘ lassen CORSAIR ihr einäugiges Pferd dann nochmal tänzeln und anmutige Drehungen vollführen, ehe man mit dem floydigen Outro gemeinsam in unendliche Weiten entschwindet. Ob der Band mit diesem Zweitling der Sprung aus dem tiefen Underground gelingt, darf bezweifelt werden. Wer aber auch nur ansatzweise etwas für intelligente, von Herzen kommende Rockmusik übrig hat, kommt an ‚One Eyed Horse‘ nicht vorbei. Klarer Fall für die Jahres-Top-Ten.

(9 Punkte)