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CLOVEN HOOF – Who Mourns For The Morning Star?

2017 (High Roller Records) – Stil: Classic/Heavy/Power Metal


Schade. Sehr schade, dass Ihr die infernalische Verzückung in meiner Gesichtsmuskulatur beim ersten, zweiten, dritten und zukünftigen Anhören dieses Meilensteins feurig-melodischen Liedgutes nicht sehen konntet. Ich könnte Wiggerl eine Freude machen und kurz und bündig sagen: Metalfans – KAUFEN. Veranstalter – BOOKEN.

Sorry, klappt auch diesmal nicht, denn über diesen Output gibt es einiges zu sagen.

Für Kritiküberflieger sei vorab ein loser Vergleich zu dem brillanten ´Defenders Of The Crown´von HUMAN FORTRESS gestattet, was die durchgehende, überragende Qualität und die Dramaturgie betrifft. Wenn das gefällt, weiterlesen, wenn nicht – bitte, bitte auch.

Zur Geschichte dieser leider nicht genügend beachteten Band haben wir bereits beim Review der Vorgängerscheibe ‚Resist Or Serve‘ (siehe hier) einiges gesagt. Nach dem offiziellen Debüt von 1984 wurden die Jünger immer mit Doppelschlägen versorgt, zwischen denen trauriger Weise immer einige Jahre verstrichen (1988/89, 2006/08, 2014/17). Nun sollte aber endlich JEDER seinen Metalatlas rausholen und einen Einkaufszettel in die Midlands des Königreiches pinnen!

Wenn eine begnadete Schar Musiker sich trotz überzeugender Frontmänner erneut auf die Suche nach dem heiligen Gral der Sangeskunst macht, dann endlich mit George Call (ASKA, OMEN live) den Kreuzzug erfolgreich abschließt und als Bonbon sogar noch seinen Kumpel Danny White (gleiche musikalische Herkunft) an die Schießbude geliefert bekommt, sollte es knallen. TUT ES! Und wie. Und das noch zwei Jahre vor dem vierzigjährigen Jubiläum.

Zu Trademarks der NWoBHM (PRIEST bei ‚Time To Burn‘ und dem schönsten MAIDEN-Epos ‚Bannockburn), bei der sich CLOVEN HOOF nicht einfach nur bedienen, sondern diese mitprägten, gesellen sich Stücke hinzu, die ein Ronnie James Dio bestimmt auch gerne gesungen hätte (‚Song Of Orpheus‘ & ‚Neon Angels), bis man gar in progressivere, leicht abgedrehte Gefilde vordringt, in denen sich die kongenialen BEYOND TWILIGHT normalerweise tummeln (‚Mindmaster‘ & ‚I Talk To The Dead‘). Der vom traditionellen Ausruf ‚ALLRIGHT!!!‘ gestartete (hiermit rufe ich offiziell zum Brainstorming auf, für meinen kommenden Song-Sampler mit Werken, die so loslegen) ‚Star Rider‘ könnte Ralf Scheepers zum mitscreamen unter der Dusche animieren und das etwas träge startende ‚Go Tell The Spartans‘ kriegt durch jede Menge Twists und der Musikalität jedes Bandmembers doch noch die Kurve.

Dieser Ideenreichtum zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Album, es wird sogar mal außerordentlich modern Gekleidetes geboten, die Drums brettern abwechslungsreich zu saustarken Riffs, Licks und superben, filigranen Soli, die nicht nur die Musikerpolizei begeistern. Das frische Gitarrenduo Luke Hatton (lead – seit 2014) und Chris Coss (rhythm – seit 2011) liefert zusammen mit der guten Originalseele Lee Payne (bass & backing vocals) das Schärfste ab, was seit Entdeckung der Chilischote auf dem Markt ist. Und Mr. Call sollte jedem bekannt sein – er ist der Jorn Lande der USA mit einer ultraeigenständigen Stimme, die in ALLEN Lagen einfach nur geil ist.

Lasset mich unter Frohlocken mit einem Auszug aus dem wunderschönen, balladesk beginnenden, stimmungsvollen Titeltrack ‚Morning Star‘, bei dem es nicht das Geringste zu mournen gibt, abschließen: „Paradise is lost, no heaven waits for me … everybody needs second chances … father of light … give me some hope … I need forgiveness.“

Das Abschlussgebet klingt nach einem verzweifelten Aufruf (an die Metalgemeinde?) Nicht nötig, hier wartet ein weiteres himmlisches Paradies, die zweite (wievielte noch?) Chance ist schon lange gewährt, die Hoffnung (auf Anerkennung) ist mehr als berechtigt und Vergebung braucht ihr auch keine. Nur derjenige, der CLOVEN HOOF kein Ohr leiht.

Cover auch stark, Vinyl bestellt, aus.

(9 Punkte)

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