PlattenkritikenPressfrisch

CHAOS INSIDE – Freedom.System.Future.Illusion.

~ 2017 (Eigenproduktion) – Stil: Progressive Metal ~


Achtung – Less unter Begeisterungsadrenalin! Das EP-Debüt des Jahres? Oder andersrum: Was haben SIEGES EVEN, SUPERIOR und VANDEN PLAS gemeinsam? Ja, sie sind oder waren die Speerspitzen des deutschen Progressivmetals. Ja, sie haben und hatten keine Angst vor songdienlich eingesetzten Keyboards. Ja, sie kommen oder kamen NICHT aus Österreich. Spätestens seit dem unvergleichlichen ALPINE STEEL werde ich hellhörig, wenn Kreatives aus unserem südlichen Nachbarland in der Szene erscheint.

Wahre Geschichte: In einem Zeitalter, da ECHTE Bäckereien nur noch weit verstreut wie kleine, unbeugsame, gallische Dörfer existieren, fährt man eben Samstags mal paar Meter. Wenn dazu im Auto der Erstling von CHAOS INSIDE läuft, spielt es auch keine Rolle, dass nacheinander alle drei angefahrenen Kultstätten in zwei Nachbarorten Betriebsferien haben. Die Musik hat mich fest im Griff, der Mazda verwandelt sich auf kurviger Landstraße in ein feuriges Zweirad und bringt mich schleunigst zurück vor die heimische Anlage, denn das eben akustisch Erlebte muss direkt nochmal in die Gehörgänge geblasen werden und zwar so wie es der Herr auf die heiligen Tafeln schrieb: Laut und in bester Klangqualität!

2014 als Trio gestartet, haben Andy (Vocals, Guitars, Keys), Stephan (Drums) und der damalige Bassist Thomas die im März erschiene CD eingezimmert. Der Opener ‚Set The World On Fire‘ vereint direkt alle Trademarks, die sich durch alle fünf Songs ziehen. Unbändige Power, anspruchsvolle Instrumentierung ohne sich zu sehr in spieltechnischen Finessen zu verlieren und ein eigenständiger Sänger mit extrem kraftvollem und wohlklingendem Organ, welches mich das ein oder andere Mal an die SUPERIOR-Ikone Michael Tangermann erinnert.

Endlich stehen große, gefühlvolle Melodien wieder im Vordergrund beim mittlerweile oft technisch ohne Zweifel erhabenen, aber ideenlosen, unprogressiven Progmetalgenre. Man erreicht dabei teilweise eine Intensität der Großtaten von Devin Townsend gepaart mit dem Ideenreichtum von SIEGES EVEN – und das will was heißen. ‚Can You Hear Me‘ belohnt den geneigten Progger neben aller Härte mit einem wunderbaren Gitarrensolo, ‚Love Is War‘ zieht ein ums andere Register, bevor ein Niederknierefrain dir Gänsehaut über die Backen jagt. Die Dynamik des Songs mit seinen ruhigen Parts ist schlichtweg sagenhaft. Mitreißend ist das Einzige, was ich bei ‚King In My Own World‘ fühle. Genau das ist es wohl, was dieses Werk aus dem Wust der Veröffentlichungen heraushebt.

Gefühl. Wie es einst auf der ersten DREAM THEATER und hinterher nie wieder erreicht wurde, um den unausweichlichen Namen mal wieder zu nennen. Keine Angst, CHAOS INSIDE groovt nebenbei sowas von, als ob das Schicksal die Jungs von Anfang an mit der famosen Petra gleichen Namens zusammenführen wollte. Seit Sommer diesen Jahres komplettiert diese die Band und wer ECLIPTICA schon mal live gesehen hat, weiß was für ein wunderschönes Bassmonster auf euch zu kommt!

„It’s time to leave, cause I got no more love to give“ heißt es im abschließenden ‚Deus Ex Machina‘ – macht nix, nehmt dafür einfach meine und die nine Points from Germany to Austria…with love.

(9 Punkte)

http://chaosinside.at
https://chaosinside.bandcamp.com
https://www.facebook.com/ChaosInsideMetal