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BONFIRE – Byte The Bullet

2017 (UDR/Warner) – Stil: (Melodic) Heavy Metal


Mit `Glorious` hatten sich BONFIRE vor zwei Jahren ansprechend zurückgemeldet und positiv überrascht. Das nachgeschobene `Pearls`, bei dem klassische BONFIRE-Tracks neu aufgearbeitet wurden, hatte ebenfalls seine Momente. Allerdings verließ Sänger David Reece letzten Summer die Band und wurde kurzfristig von keinem geringeren als Michael Bormann ersetzt. Eine allerdings nur kurzlebige Affäre. Denn nur kurz darauf wurde kein geringerer als Alexx Stahl (MASTERS OF DISGUISE, ROXXCALIBUR) als neuer Sänger von BONFIRE bestätigt.

Ich muss gestehen, dass mich die Neubesetzung überrascht hatte. Denn so ganz wollte und konnte ich mir Alexx Stahls Gesang in Verbindung mit z.B. dem `Glorious` Material nicht wirklich vorstellen. Doch was die neue Verbindung BONFIRE/Alexx Stahl aus dem Ärmel schüttelt, ist – aber hallo – beeindruckend. Stahl pimpt den eingefahrenen BONFIRE-Stil gewaltig auf, setzt dabei neue Akzente und gibt der Band wieder deutlich Luft zum Atmen, ohne sich selbst immer wieder wiederholen zu müssen. Zudem muss sich die Band nicht neu beweisen, sondern liefert ihren klassischen Heavy Metal mit einer deutlich hymnischeren Ausrichtung durch Stahls Gesang.

`Byte The Bullet` ist in seiner Gesamtheit, und das soll was heißen, eines der besten BONFIRE-Alben in deren langer Diskografie; und das liegt, ohne jetzt Alexx Puderzucker in den Allerwertesten zu blasen, deutlich an seinem Gesang. Und Ziller, was wohl auch nicht von der Hand zu weisen ist, hat durch ihn neue Inspirationen geschöpft. Denn das Album lebt vor allem durch echte Powerperlen wie `Power Train`, `Byte The Bullet` oder `Stand Up 4 Rock` ohne jetzt den Rest schmälern zu wollen. Dazu gibt es auch bei den melodischeren Tracks einige exzellente Songs wie `Reach For The Sky`, `Sweet Surrender` oder `Too Far From Heaven`, mit leichter SURVIVOR-Schlagseite zu Beginn des Songs. Die Neueinspielung von `Sweet Obesession` offenbart obendrein, dass Stahl auch die alten Stücke locker bereichern kann. Unnötig bis Thema verfehlt trifft eigentlich nur auf die JETHRO TULL-Coverversion von `Locomotive Breath` zu. Alexx Stahl klingt zwar souverän und die Band versucht das Stück auf ihre Art zu interpretieren, aber wirklich zünden will der Track nicht. Und dass man trotz der letzten stressigen Monate noch Spaß an der Sache hat, zeigt sich mit `Friedensreich`, weniger ein Song als ein Dialog mit Lachzwang.

Selten haben BONFIRE auf ihre eigene Art amerikanischer geklungen ohne ihre Roots zu verraten. `Byte The Bullet` dürfte BONFIRE neues Leben einhauchen.

(8 Punkte)