PlattenkritikenPressfrisch

AC/DC – Black Ice

~ 2008 (Sony/BMG) – Aussie-Rock ~


Als ich ´Rock’n’Roll Train´ mit billigem Computerlautsprecherschrott vorab auf YouTube gehört hatte, war ich trotzdem schon mal sehr angetan. Cooler bandtypischer Beinahe-Hit. Dann Album besorgt, und bei den ersten 2-3 Durchläufen bei voller Lautstärke war ich vollkommen beigeistert und hätte in dieser Euphorie glatt gesagt, bestes Album seit 25 Jahren (also seit ´Flick Of The Switch´, 1983!!). Es fliegen halt mal wieder so knapp zwei Handvoll Riffs aus den Boxen, die mich an diese Zeit erinnern und die die Young-Brüder in dieser Qualität auf den letzten Alben vermissen ließen.
Na ja, aber als Rezensent sollte man sich ja nicht gleich vom ersten Eindruck blenden lassen. Also, mal von vorne bzw. Vorgeschichte: Ich finde beide Abschnitte in etwa gleich geil, also sowohl die komplette 70er History  mit Bon Scott als auch alles aus den 80ern mit Brian Johnson bis ´Fly On The Wall´ (1988, auch diese Scheibe finde ich mördergeil! – ´Back in Black´ ist übrigens auch bei mir immer noch bestes Album aller Zeiten!). Dann kam der Totalausfall ´Blow Up Your Video´, und danach finde ich die Alben nicht mehr soooo spannend. ´Razor’s Edge´ gab mir bis auf die Monsterhits (´Thunderstruck´ & ´Moneytalk´) nicht so das Brett wie zuvor, ebenso wie bei „Ballbreaker“ doch auch ein paar Hänger drin waren. Mit dem 2000er ´Stiff Upper Lip´ bin ich bis heute nicht so richtig warm geworden.
Tja, und jetzt ´Black Ice´: Sound und Kompositionen sind wieder etwas zackiger als auf der doch etwas betulich-bluesigen letzten Produktion, und wie schon erwähnt, es gibt wieder ein paar oberamtliche Riffs und vor allem mal ein paar kleiner Experimente (z. B. Slide-Gitarre + leichtes Southern Rock-Feeling bei ´Stormy May Day´). Inzwischen habe ich mich so weit reingehört, dass die blauäugige Anfangseuphorie nicht mehr so groß ist. Trotzdem würde ich als Gesamtleistung immer noch sagen: Beste AC/DC-Scheibe seit den 80ern. Halt ohne die wirklich oberamtlichen Monsterhits, die alle Platten danach doch noch hatten. Auch hier wird es nach hinten raus etwas unspektakulärer, aber Titel 1-10 sind durchweg sehr gut bis obergeil (Anspieltips: ´Big Jack´, ´Anything Goes´ und ´War Machine´). Zwar muss man Titeln und Texten doch eine gewisse Eindimensionalität bescheinigen, allerdings hat ja wohl niemand geglaubt, dass Brian nochmal an das Niveau seines Vorgängers rankommt. Und Hand auf’s Herz: Ist doch eh scheißegal, was zählt sind Weiber, Bier und Rock’n’Roll. Alles in allem macht jetzt nach dem 20. Durchlauf bei voller Lautstärke die CD immer noch einen Heidenspaß, und ich bin gespannt auf die nächste Feier, wenn wir uns mit ordentlich Bier im Schädel auch die ein oder andere von den neuen Nummern durch die Ohren blasen lassen und amtlich die Rübe dazu schütteln können. Chapeaux ihr Schweinerocker, Klassenziel für 2008 erreicht – 2-3 – weitermachen!

(7,5 Punkte)