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THE GREAT BEYOND – A Better Place

2017 (This Charming Man) – Stil: Classic Hardrock


Eine hübsche Debüt-EP, fünf Songs in knapp 20 Minuten, das klingt jetzt relativ unspannend. Mal sehen, was die Band musikalisch zu bieten hat. Das Label kenne ich noch als Entdecker der großartigen KADAVAR, die ja inzwischen via ‚Nuclear Blast‘ zu Rockstar-Ehren gekommen sind, was sie auch verdient haben. Ob THE GREAT BEYOND da anknüpfen können?

Der stimmungsvolle Rock der Band bezieht seine Einflüsse aus dem Zeitraum 1969 bis 1979. Sie können, wenn sie denn wollen, ihre Gitarren kraftvoll jaulen lassen, aber müssen das nicht unbedingt. Wenn man den Stücken ein paar Hördurchläufe gibt, werden die offensichtlichen Einflüsse und ihre urtraditionelle Art zur erklärten Nebensache und der Hörer findet sich in seinem persönlichen Kopfkino wieder, wo unaufhörlich diese Songs als Untermalung spielen. Die verregnete Stimmung hier und dort, das bluesige Feeling, die Sehnsucht, welche sich in schwermütigen Seufzern von Melodien wiederspiegelt, an manchen Stellen zweistimmige Gitarrenharmonien, bei denen die Zerre gar nicht immer sein muss, dann wieder donnernde Shuffle-Rhythmen, knurrende Äxte und schöne Riffs, worauf sich der helle, melodische, fast jungenhafte Gesang gut entfalten kann, alles kennen wir irgendwie von Schweden wie WITCHCRAFT und den frühen HORISONT, an denen sich die Münsteraner durchaus etwas orientieren.

Auch diese halb verzerrten, dennoch bleiern schweren Doomstampferparts, die zuweilen auftauchen, sind sicherlich keine Neuerfindung der Frischlinge. Wenn man halt so an die Sache rangeht, braucht man heuer auch keine oder eben nur Kakamusik machen. Gute Songs sind gute Songs und aus den fünf Stücken sprüht die Leidenschaft der Musiker förmlich. Das Feeling ist intensiv und die Boys punkten eindeutig damit. Die Kompositionen sind noch etwas zu offensichtlich und dezent generisch, wenngleich ich diesen Traditionalismus geil finde und mir gerne Bands anhöre, die erdigen, harten Rock spielen. Allerdings sind die meisten davon auch von 1970 bis 1972.

Wie gehabt, die Band steht erst noch am Anfang und sie ist heiß. Die Soli sind fantastisch, wild, furios, brodelnd. Das ist wie 1970 und das macht Freude. Insgesamt eine lebendige, leidenschaftlich inszenierte Musik, die mir sehr gut gefällt. Spätestens zum Debütalbum legen die Jungs sicher noch eine Schippe Identität drauf und rocken die Melodien noch eindringlicher und zwingender aus den imaginären Orange Amps. Für Freunde der gepflegten Retromusik sicher eine gute Alternative.

(7,5 Punkte)

https://www.facebook.com/thegreatbeyondband/