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DEADLY BLESSING – Demo 1990 / OPTIMUS PRIME – Demo 1991

~ 1990/2018 (Alone Records) – Stil: US Power Metal ~


Fans des US Power Metal dürfte DEADLY BLESSING von ihrer einzigen  LP ´Ascent From The Cauldron´ aus dem Jahr 1988 her bekannt sein, allen anderen eher nicht…es sei denn, man war 2005 auf dem Keep It True Festival, wo die Band nach 17 Jahren Abwesenheit von der Bühne erstmalig wieder auftrat und/oder 2006 auf dem Swordbrothers Festival. Auf ihrem Debüt spielt die 1988 in New Jersey gegründete Band einen technisch anspruchsvollen Power-Thrashmetal mit progressiven manchmal sogar epischen Einsprengseln, der wesentlich durch Skis (bürgerlich: Norman Kiersznowski) hohe Stimme geprägt ist, zu der mir als Vergleich spontan nur noch jene von Rob Thorne (SACRED OATH) einfällt.

Als sich in den zwei Jahren nach dem Debüt der Erfolg immer noch nicht eingestellt hatte, löste sich die Band 1991 nach der Aufnahme von weiteren zwei Demos auf. Nicht ganz schuldlos soll daran auch die mangelnde Unterstützung durch ihr Label New Renaissance Records gewesen sein, deren Chefin Ann Boleyn wohl ihre Zeit lieber in ihre eigene Band HELLION investierte, DEADLY BLESSING aber auch nicht aus dem Vertrag entlassen wollte. In der Zwischenzeit durchlebten DEADLY BLESSING turbulente Zeiten. Das Ergebnis hieraus war, dass beim letzten Demo mit dem Titel ´Psycho Drama´ außer den beiden Gitarristen Tom Bach und Tony Kerr (identisch mit Tom Umba und Tony Sgro ) niemand von der Besetzung des Debüts mehr übrig war. Sänger Ski hatte die Band bereits 1988 verlassen und auch für Nick Douglas (oder Mitchel) und Wayne Kellie (oder Sigman) mussten 1989 ein neuer Bassist bzw. Schlagzeuger gesucht werden. Die einschneidendste Veränderung bei der Aufnahme dieses letzten Demos war natürlich der Neuzugang Larry Betson am Gesang, der auch beim Demo von OPTIMUS  PRIME, der Nachfolgeband von DEADLY BLESSING, am Mikrofon stand.

 

 

An dieser Stelle muss nun darauf hingewiesen werden, dass sich diese Rezension auf die von Alone Records herausgebrachte Vinylfassung vom November 2018 beschränkt. (Da sich der Verfasser immer auf Vinyl versteift und der Anmerkende immer noch nicht seine DoCD ausgiebig durchgehört hat – Anm. d. Red.)

Auf einer bereits im Juni 2017 von Divebomb Records veröffentlichten DoCD waren von DEADLY BLESSING noch das unveröffentlichte Demo ´Mechanical Solutions´ von 1990 sowie zusätzliche Live-Aufnahmen und von OPTIMUS PRIME neben dem unveröffentlichten Demo von 1991 noch weitere unveröffentlichte Stücke und ebenfalls Live-Aufnahmen enthalten. Wenden wir uns nun aber der Musik zu, die man von der mit lediglich 200 Exemplare in Umlauf gebrachten Scheibe aus Polyvinylchlorid abspielen kann.

Auch wenn das LP-Cover sechs Stücke ausweist, so enthält es tatsächlich nur die vier Stücke des ursprünglich auf Kassette erschienen Demos. Die Erklärung hierfür ist sehr einfach. Bei ´Asylum Awaits´ handelt es sich um ein gesprochenes und mit Pianoklängen unterlegtes Intro. ´Requiem´ ist ein  dazugehöriger Epilog mit Akustikgitarre, der beim Demo als Teil des letzten Stückes ´Burial Dream´ ausgewiesen wird.

 

 

Musikalisch geht man tatsächlich härter, schneller und riffbetonter als früher zur Sache, was einem auch gleich zu Beginn des ersten Stückes ´Good As Dead´ deutlich gemacht wird, welches in bester Thrash Metal-Manier eröffnet. Bereits bei diesem Stück bildet ein gallopierendes Riffing die Grundstruktur des Liedes, was sich im Folgenden durch alle Stücke zieht. Das Titelstück ´Psycho Drama´ setzt zwar mit Tönen einer Akustikgitarre ein, wechselt aber schnell in härtere Gefilde und führt den Anfangs eingeschlagenen Weg fort. Besonders Spaß machen hier die sich duellierenden Gitarren gegen Ende des Stückes. Und so geht es fleißig weiter. Lediglich im letzten Stück ´Burial Dream´ gibt es zwei kurze ruhige Gesangspassagen, wiederum durch eine Akustikgitarre unterlegt, die sich aber im Wechsel mit dem harten Riffing der elektrifizierten Musikinstrumente wunderbar ergänzen.

Sänger Larry Betson verfügt über eine sehr variable Stimme, die er geschickt einzusetzen versteht, wobei er auch die hohen Stimmlagen nicht scheut. Natürlich erreicht er nicht die schwindelerregenden Höhen von Ski, aber das werden sicherlich nicht wenige sogar als Vorteil ansehen. Es ist schwer sich gegen eine Kultscheibe wie ´Ascent From Te Cauldron´ und einen Kultsänger wie Ski zu behaupten, aber ich mag dieses Demo und meiner Ansicht nach steht der Gesang von Larry Betso dem von Ski in nichts nach (naja, bis auf die schwindelerregend hohe Tonlage).

 

 

Wie bereits oben erwähnt, entstieg OPTIMUS PRIME der Asche von DEADLY BLESSING. Lediglich Bassist Mark Vincent wurde durch John Orio ersetzt, der wiederum von der Band ALTERED STATE dazu stieß, die er zusammen mit SKi nach dessen Weggang von DEADLY BLESSING gegründet hatte. Bei OPTIMUS PRIME hatte sich also bis auf einen Wechsel am Bass und die Hinzunahme eines Keyborders (Walt Betson) nichts geändert, oder doch?

In den Liner Notes der Zusammenstellung ´An Eye To The Past´, die frühe Demostücke und anderes rare Material von DEADLY BLESSING enthielt, wird als Grund für deren Misserfolg angeführt, dass sich DEADLY BLESSING Anfang der 90er musikalisch zwischen den Stühlen wiederfanden. Zu experimentell für die Anhänger des Thrash, aber zu hart für die schlichten Konsumenten von Pop-Metal. Das wollte man nun natürlich mit OPTIMUS PRIME besser machen. Und tatsächlich klingen die vier Stücke des Demos ´Welcome To The Real World´ anders…glatter. Sowohl die Musik als auch der Gesang weisen nicht mehr die Bandbreite des letzten Demos von DEADLY BLESSING auf. Funkige Gitarren und die Anbiederung an die Anhänger des Seattle-Sounds haben 1991 (dem Jahr in dem ´Nevermind´ von NIRVANA erschien) aber nicht ausgereicht, um OPTIMUS PRIME über das durchschnittliche Niveau der Bands zu heben, die sich stilistisch ebenfalls in diesen Gewässern tummelten.

Im Nachhinein muss also konstatiert werden, dass der Versuch, sich der breiten Masse anzubiedern, nicht funktioniert hat, denn OPTIMUS PRIME lösten sich bereits nach diesem einen Demo auf.

 

 

Anzumerken bleibt, dass beide Demos in einer remasterten Version auf Vinyl (und CD) gepresst worden sind und für Demos einen recht ordentlichen Klang aufweisen. Das Demo von OPTIMUS PRIME kann meines Erachtens nicht mit dem von DEADLY BLESSING mithalten, beide Demos sind aber auch nicht wirklich vergleichbar, so dass eine Bewertung reine Geschmackssache bleibt.

(8 Punkte)