Livehaftig

WARRIOR SOUL, AC ANGRY

19.11.2012 – Frankfurt, Nachtleben


Gerade haben WARRIOR SOUL ihr neues Album `Stiff Middle Finger`veröffentlicht, waren sie auch schon in deutschen Clubs unterwegs. Ein nicht gerade perfektes Timing, zumal kaum einer zu diesem Zeitpunkt das neue Album gehört hatte. Dennoch fanden sich an diesem Montagabend knapp 130/140 Leute im Nachtleben ein um Kory Clarke und seine neue Band anzufeuern.

Im Vergleich zu seinem letzten Frankfurt Besuch waren das deutlich ein paar Nasen mehr…. und das an einem Montagabend. Den Opener machten AC ANGRY, ein deutsches Quartett das im musikalischen Delta zwischen Heavy Metal, Power Rock und Aussie-R`n`R wildert. Die Truppe agierte spielfreudig und wuchtete einige druckvolle Riffs in die Atmosphere. Das Material ist simpel und vorhersehbar aber durchaus ansprechend. Eigentlich eine starke Bierzelt-Truppe, was keineswegs abwertend aufgefasst werden sollte. Denn das Material verleidet grundlegend zum mitwippen und auch schnell zum mitsingen, da wie schon erwähnt, die Stücke simpel aber effizient aufgebaut sind. Man spielt mit Wucht und einige Tracks haben echt mächtig Power, was nicht spurlos an den Anwesenden vorbei ging. Knappe 45 Minuten hämmerten die Herren einen ansprechenden Set aus den Boxen bis das Licht für die Pinkelpause anging. Verwirrt standen derweil nicht wenige WARRIOR SOUL Fans vor der Merchandise-Ecke und suchten vergeblich nach WS-Merch. Da war nix….. Erst kurz vor Auftrittsbeginn tauchte dann jemand auf und hängte wenig ansprechendes Merch aus dem Hause WARRIOR SOUL auf. Wenn man schon kaum CDs verkauft, dann sollte man doch wirklich schauen dass man gutes Merch am Start hat um hier wenigsten etwas Geld zu machen…. aber dieser Umstand scheint sich nicht bis zu Herrn Clarke herumgesprochen zu haben. Dennoch erschien ein strahlender Kory Clarke auf der kleinen Bühne und freute

sich wohl, dass doch soviele (relativ gesehen) Fans aufgetaucht waren. Mit seiner neuen Backing Band ging es dann auch gleich in die Vollen. Mit dem vom `Drugs, God And The New Republic` bekannten Doppel `Intro/Interzone`fing der Gig sehr energisch an. Die Band ist gut aufeinander abgestimmt und so wirkt die Mucke sehr drückend. Daumen hoch. Weniger hoch geht der Daumen wenn es um den Gesang von Clarke geht. Wie schon viel zu oft erwähnt über die letzten Jahre, hat er seine Stimme durch Alk und Drogen extremst misshandelt und somit eine der charismatischsten und aussagekräftigsten Stimmen des Rock`n`Rolls gekillt. Klar, jetzt klingt er wie ein räudiger Strassenköter, was auch was charmantes hat. Seine Versuche in alte Gesangssphären zu kommen misslingt viel zu oft. Und die wenige Male wo die Stimmbänder das bringen was sie sollen, erkennt man die Klasse dieser Stimme. Leider sind durch diesen negativen Umstand die alten Hymnen nicht mehr das was sie einmal waren. Musikalisch kann man hier nichts bemängeln, die Band hat es drauf…… nur der Gesang fucked die unglaublichen Hymnen ab. Und dennoch sind Stücke wie `Blown`, `Love Destruction` oder `Punk and Belligerent` unfassbar gute Songs, auch noch nach 20 Jahren. Zwischen die alten Protesthymnen werden zwei neue Stücke geflickt: `Junky Stripper` und `A Drink For All My Friends`. Sie passen gut ins Gesamtkonzept der Setlist. Dennoch überrascht es viele an dem Abend, dass einige der absolute Hits von WARRIOR SOUL nicht zum Zuge kommen, was unverständlich ist. `Ass-Kickin`, `Ghetto Nation`, `The Wasteland` oder `The Losers` sowie `We Cry Out` gehören zu WARRIOR SOUL wie `Overkill` und `Ace Of Spades` zu MOTÖRHEAD. Sicher ist eine Band keine Musikbox die immer und immer wieder die gleichen Hits runterleiern möchte, auf der anderen Seite muß man aber auch die Fans verstehen die genau diese Klassiker hören möchte. Das war schon eine Enttäuschung diese Kracher nicht serviert zu bekommen. Kory selbst ist konstant in Bewegung und rödelt sich wirklich einen ab. Seine Ansagen zwischen den Songs sind manchmal unmissverständlich, ein anderes Mal wieder etwas verwirrend. Dazwischen erfährt man, dass ihn der schwedische Zoll nicht mag und die USA grundsätzlich Scheiße sind. Alles in allem kann man WARRIOR SOUL immer noch zugestehen live gut zu unterhalten, auch wenn Kory Clarke´s Stimme eine mittlere Katastrophe darstellt. Immerhin gleicht er diesen negativen Aspekt mit einer punkigigen Stageperformance aus. Und mit knapp 80 Minuten Spielzeit liegt man gut im Mittel. Netter Abend dem dennoch aufgrund einiger nicht gespielter Klassiker ein bitterer Beigeschmack anheftet.


Von: Jürgen Tschamler /Fotos: Jürgen Tschamler