Livehaftig

VILLAGERS OF IOANNINA CITY / CULT OF THE BLACK MOON RISIN’

~ 3. November 2015, Hansa 39, München ~


Nebenan in der Kranhalle gibt die Frankfurter Deutschpop-Hoffnung Namika ein seit Wochen ausverkauftes Konzert, doch auch das kleinere Hansa 39 ist an diesem Dienstagabend gut gefüllt – und stellenweise auch schon ouzotechnisch angefüllt – als die VILLAGERS OF IOANNINA CITY um 22 Uhr langsam ihre bunten Klangteppiche ausrollen.

In ihrer Heimat (Ioannina ist die Hauptstadt der Region Epirus im Nordwesten des Landes) genießt die Band bereits Starstatus, hierzulande sind die Rembetiko-Rocker noch ein Geheimtipp, was sich auch in der Zusammensetzung des Münchner Publikums widerspiegelt, das zu gefühlt drei Vierteln aus Griechen besteht. Die wissen bekanntlich, wie man feiert, und so wird das zweistündige Konzert zu einem unvergesslichen Happening aus ansteckender Lebensfreude und hypnotischem Sound zwischen Folklore und psychedelischen Stonerrock.

Blick- und Ohrenfang ist neben Hauptsänger, Gitarrist und Chefcharismatiker Alex Karametis vor allem Yiannis Chaldoupis, der den Klangkosmos der Band mit seiner Klarinette entscheidend mitprägt. Eine logische Instrumentierung, schließlich basieren die meisten Songs der VILLAGERS auf griechischen Volksliedern, die dezent umarragiert und mit ordentlich Drum- und Riffwumms versehen auch in der Metalgemeinde Anklang finden, wie an den T-Shirts im Hellas…, äh, Hansa 39 unschwer zu erkennen ist.

Mit bloßer Halswirbelgymnastik ist es an diesem Abend freilich nicht getan, hier wird jede griechiche Zeile lautstark mitgesungen und dazu mit hochgereckten Armen getanzt. Bei den klassischen ramm-ta-ta-ramm-tam-Rhythmen wie in ´Krasi´ oder ´St. Triad´ formieren sich die Leute zu Ringen, auch der Rezensent entdeckt Spuren von tänzerischen Fähigkeiten in sich (Live-Einblick aus Greece). Wozu so ein Dienstagabend alles gut sein kann!

 

Lobend erwähnt werden muss auch die Vorband CULT OF THE BLACK MOON RISIN’. Die Münchner Formation hat mit ihrem international konkurrenzfähigen SABBATH-Stoner-Mix zuletzt erfolgreich für Szenegrößen wie JEX THOTH und PENTAGRAM angeheizt und überzeugt auch an diesem Abend mit einer tighten Darbietung. Mit der guten Jessica teilt die Band die Vorliebe für Räucherstäbchen und Kerzen, die um das Geweih eines Rehbocks (bairisch: Gwichtl) drapiert werden … Sänger Calippo Schmutz, sympathisch verpeilt wie eh und je, lässt sich vom Bodenventilator das Haupthaar föhnen und erklärt sein leicht krächziges Organ mit einer Erkältung, die er sich kürzlich eingefangen habe. Nur nicht den falschen Hustensaft erwischen!