Livehaftig

FLOTSAM & JETSAM, DEW-SCENTED, IZEGRIM

09.04.2017, Mannheim, 7er Club


FLOTSAM & JETSAM hat es schon wieder durch Europa gezogen – und unter dem Banner  „Forbidden Territories of the World Tour“ haben sie die Clubs zerstört, obwohl sie gefühlt erst vor ein paar Tagen mit DESTRUCTION, NERVOSA und Co. Schlachtfelder des Thrash Metals hinterließ. Dieses Mal haben sie sich mit den Deutsch-Thrashern DEW-SCENTED und der Holländern IZEGRIM auf Tour begeben und am 9.4.2017 den letzten Gig in dieser Tourkonstellation in Mannheim gespielt, bevor sie noch ein paar Einzelshows in Hamburg und Skandinavien absolvierten.

Der frühe Beginn um 19 Uhr bringt den Nachteil für die Holländer IZEGRIM mit sich, dass noch nicht allzu viele Fans Vorort sind, als die Band um Frontfrau und Basserin Marloes mit ihrem Death-Thrash-Geballer den Sonntagabend auflockern.

Auf fünf Longplayer kann die Band schon zurückschauen, die seit den späten Neunzigern aktiv ist. Dass Marloes mit ihrer imposanten Größe die Bühne dominiert, muss nicht extra erwähnt werden. Ihr Gesang, speziell wenn er ins tiefe Grunzen geht, ist dabei allerdings beachtlich. Da muss sich mancher Death-Schreihals verstecken, die Dame hat mal platonisch bemerkt, richtig Eier.

Die Holländer geben konstant Gas, reduzieren allerdings dadurch auch ihre Bühnen-Aktivitäten weil man sich zu sehr auf das schnelle Riffing konzentriert.

 

Dafür kreisen die Matten imposant! Die Band agiert nach dem Motto „Feuer frei“ und liefert in eben diesem Zusammenhang Schlachtengeballer wie `Endless Desire`, `Time To Run` oder eben das fette `The Legion`.  IZEGRIM hinterlassen einen angenehmen Eindruck und dürfen sich nicht nur Höflichkeitsapplaus abholen.

 

Dann, zum ersten Mal in Mannheim, DEW-SCENTED, das Abrisskommando um Brüllbolide Leif Jensen. Hier wird nicht lange gefackelt.

Der Fünfer ist die Vollbedienung und gehört ohne Zweifel zu den besten europäischen Thrash Metal-Bands. Mit einer Urgewalt hämmern sie ihre, öfter an SLAYER erinnernden Arrangements, in die Gehörgänge der Anwesenden. Absolut mörderisch wie hier gemetzelt wird.

Leif brüllt als ginge es um sein Leben, die Gitarrenwand ist unfassbar fett. Dabei gibt man auf der Bühne alles. Die Gitarren- und Bassfraktion agiert nach dem Motto, Zwei Schritt zurück, einer vor, dabei abbangen bis der Nacken knackt. Derweil Leif Jensen wie ein Aufziehmännchen rumwieselt und mit teils knallrotem Kopf die giftigen Texten ins Mirko brüllt.

Der inzwischen gut gefüllte Club wird sozusagen abgefackelt. Die Stimmung hat enorm angezogen und die Fans brüllen und bangen zu dem brachialen Songmaterial wie die Irren mit. Vom letzten Studioalbum `Intermination`finden sich vier Songs in der Setlist. Mit zehn Alben im Rücken dürfte es für die Jungs kein leichtes mehr sein, eine Setlist zusammenzustellen, die jeden befriedigt.

Aber an diesem Abend hat keiner der Anwesenden mit der Songauswahl Probleme. Fette Thrashbomben wie `Never To Return`, `Acts Of Rage` oder `Turn To Ash` blasen einen einfach um. Resultierend daraus verstummen die Zugaberufe nach Showende nur zögerlich.

 

Dass FLOTSAM & JETSAM Live eine Bank sind, dürfte sich inzwischen bis in die kleinsten Dörfer der Republik herumgesprochen haben. Und so liefern die Arizona Boys auch an diesem Abend wieder ein Thrash-Metal-Fest der Extraklasse.

In der Setlist finden sich neben der üblichen Klassikern logischerweise auch Songs vom letzten Studioalbum und zu meiner Überraschung zwei geile Nummern vom `Drift` Album: Das überragende `Me` sowie das Bass-dominierte `Smoked Out`. Die Version lässt die Knochen krachen.

Eröffnet wird der Set mit `Seven Seals` und man schiebt gleich ein krachendes `Dream Of Death` hinterher.  Der Sound ist exzellent, die Herren sind bewegungstechnisch voll dabei, allen voran Sänger Eric A.K. sowie Basser Michael Spencer.

Aber auch die Gitarrenfraktion ist nicht untätig und liefert ordnungsgemäß. Die Songs werden teils in einem atemberaubenden Tempo runtergebügelt. Allen voran `Hammerhead`, `I Live You Die` oder eben `Doomsday For The Deceiver`.

Die Fans rasen förmlich, es gelingt sogar dem einen oder anderen auf die Bühne zu kommen und Eighties-Style wieder in den Circle Pit zu hüpfen. Beim letzten Song des Abends, `I Live You Die`, kommen die Crew Mitglieder, IZEGRIM sowie DEW-SCENTED Musiker auf die Bühne und feiern zu den letzten Tönen mit. Ein netter Gag zum Abschluss der Tour.

Kurzum, der Abend lief hervorragend. Wer zuhause auf der Couch beim dämlichen Tatort versauerte, ist selbst schuld.

 


Fotos: Jürgen Tschamler