AugenschmausLesen & Schwelgen

BLACK SABBATH – The End Of The End

Großbritannien 2017, Konzert- und Dokumentarfilm


Das Sterben der Götter schreitet voran.

Der Bühnentod ereilt allein altersbedingt unaufhaltsam Einen nach dem Anderen. Und langsam geht´s ans Eingemachte. Die ROLLING STONES standen zwar vor kurzem wieder auf den Brettern dieser Welt, doch früher oder später müssen immer mehr legendäre Musik-Flaggschiffe die Segel streichen. Das größte Trio aller Zeiten RUSH sah seine Tournee zum 40-jährigen Bandbestehen bereits als die letzte an, das Mutterschiff aller Hardrock-Bands LED ZEPPELIN gibt verständlicherweise seit dem Tode John Bonhams nur noch selten Konzerte, zuletzt am 10. Dezember 2007 in London zu Ehren des verstorbenen Bandentdeckers und Atlantic Records-Gründers, und die neben JUDAS PRIEST zweite Legende aus Birmingham, die Metal-Urväter BLACK SABBATH, gab am 4. Februar 2017 in ihrer Heimatstadt das letzte Konzert ihrer finalen “The End”-Tour. Dieses ausverkaufte Konzert in Birmingham war nicht nur der 81. Auftritt der letzten Welttournee, sondern Abschluss sowie nochmaliger Höhepunkt einer fast 50-jährigen Bandkarriere, und bildet den Grundstein des Dokumentationsfilms BLACK SABBATH: THE END OF THE END.

Die Metal-Götter treten ab.

Ob dieser Auftritt letztlich das Ende von BLACK SABBATH bedeutet, den maßgeblichen Begründern des Heavy Metal und all seinen Schattierungen aus Doom als auch Black Metal, steht in den Sternen. Der von Regisseur Dick Carruthers (LED ZEPPELIN: CELEBRATION DAY, IMAGINE DRAGONS: SMOKE + MIRRORS LIVE) gedrehte Film wurde zumindest am 28. September 2017 in über 1.500 Kinos weltweit ausgestrahlt und wird selbstverständlich im Laufe des Jahres in verschiedenen Formaten veröffentlicht werden. Er erzählt die Geschichte dreier Männer, die sich zum Zeitpunkt ihrer größten Popularität und weltweiten Anerkennung nochmal auf eine letzte Tournee begeben haben. Die ganze Wahrheit, weshalb der auch für den Band-Sound unverzichtbare Ur-Drummer Bill Ward nicht bei dieser letzten Réunion zugegen war, erfahren wir weiterhin nicht. Stattdessen freuen sich die drei Herren trotz ihres Alters über ihr verbundenes Leben und feiern weit über vierzig Jahre gemeinsame BLACK SABBATH-Historie. Vergessen dabei natürlich, dass Ozzy Osbourne mindestens 20 Jahre nicht in der Band war und Tony Iommi BLACK SABBATH zumindest mit Ronnie James Dio und Tony Martin zu weiteren, unübertroffenen Höhepunkten geführt hat. Dennoch gebührt ihnen natürlich die Ehre als Urband und damit als Urväter des Heavy Metal.

Der Film fixiert sich auf das Abschlusskonzert in Birmingham, zu dem Tony Iommi ein ‚Birmingham est 1968‘-Shirt trägt, und gibt uns zwischen den dargebotenen Band-Klassikern, die laut Geezer Butler alle gespielt werden müssen, sonst wäre das Publikum mehr als unzufrieden, mit Interviews einen amüsanten Einblick in die Gedankenwelt der Herren. Ozzy wird von allen wie eine Diva behandelt, wobei Geezer und Tony dieses Spiel amüsiert und scherzhaft mitspielen, Hauptsache er singt, leicht gebückt und oft ans Mikrofon geklammert, weiterhin gut genug. So wirkt Ozzy auf der Bühne wie eine spitzbübige Hexe, die Grimassen schneidend andauernd die Kollegen zum Lachen bringen will. Tony ist hingegen die weise und klar denkende Lichtgestalt, während Geezer den Fels in der Brandung gibt und auf seiner Aston Villa-Bassgitarre dröhnt. Schnelle Schnitte lassen innerhalb der Konzertabschnitte jedoch nie die Vermutung aufkommen, dass das Altherrenensemble live keine große Bewegungsfreude mehr zeigt. Große Spielfreude reicht völlig aus. Und weil sie nach dem letzten Konzert nicht einfach auseinander gehen wollen, treffen sich die Männer anschließend in einem ländlichen Studio und spielen zu ihrer und unserer Freude selten live gespielte Titel wie ´Wicked World´, ´The Wizard´ und ´Changes´. Daher können alle ausgeglichen und zufrieden auseinander gehen und erklären uns letztmals, dass sie niemals satanische Gedanken hatten, allein die Stimmung ihres Debütwerkes und die umgedrehten Kreuze waren daran schuld. God bless you all.

 

Als Anheizer für THE END OF THE END stand in Bad Hersfeld eine Coverband vor der Kinocenter-Bühnenleinwand. Die vor drei Jahren formierten THE UGLY EARTHLINGS aus Waldhessen sind für ihre Interpretationen von BLACK SABBATH- und OZZY OSBOURNE-Songs bekannt und gaben vor kleiner Kulisse im Bad Hersfelder Cineplex einen über halbstündigen Einblick in ihr Programm.

Mit Klassikern wie ´Children Of The Grave´, ´War Pigs´, ´Into The Void´ oder ´Iron Man´ konnten sie nichts falsch machen und erste Begeisterungen entfachen, auch wenn ´Paranoid´ mehr nach der legendären Cindy & Bert-Nummer klang und im Kopf eher „Nebel zieht in dichten Schwaden übers Moor von Forrest Hill“ statt „Finished with my woman ‚cause she couldn’t help me with my mind“ dröhnte. SABBATH lebt.

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