Redebedarf

SUBSIGNAL

Interview mit Markus Steffen


SUBSIGNAL sind eine DER Bands der Stunde. Die Prog-Formation um Gitarrist Markus Steffen und Sänger Arno Menses hat ein grandioses neues Album herausgebracht. Daher war es geradezu unsere Pflicht, Herrn Steffen ins Gebet zu nehmen, um etwas über die Produktion zu erfahren. Bitte sehr:

Hallo Markus, bitte stelle uns deine Band SUBSIGNAL aktuell erst einmal vor.

Hallo Susi! Nun, SUBSIGNAL wurden ja bereits im Jahr 2007 von mir und Arno als Nebenprojekt zu unserer damaligen Hauptband SIEGES EVEN gegründet. Nach dem Split von SIEGES EVEN haben wir beide das Projekt in eine ,richtige‘ Band umgewandelt. Mittlerweile haben wir vier Alben sowie eine DVD veröffentlicht und zahlreiche Tourneen gespielt. Außer Arno und mir ist noch Ralf Schwager (Bass) seit Gründungstagen dabei. An den Drums und den Keyboards gab es im Laufe der Jahre ein paar Besetzungswechsel. Unser aktueller Drummer ist Dirk Brand – und auf Tour spielt Markus Maichel die Keys.

2007 haben du und Arno das Project SUBSIGNAL ins Leben gerufen. Für alle, die erst jetzt Euch kennen lernen: Warum habt ihr eigentlich SIEGES EVEN damals verlassen? Musikalische Differenzen, oder einfach das Bedürfnis, Euch in Puncto Musik kreativer und innovativer ausleben zu können? War es eine Entscheidung, die ihr lange hin und her gewälzt habt – oder war es gleich schlüssig diesen Schritt zu gehen?

Das waren leider persönliche Differenzen zwischen zwei Fronten. Arno und ich auf der einen, die Holzwarth-Brüder auf der anderen. Einfach war der Schritt sicherlich nicht, da SIEGES EVEN schon ein wichtiger Teil meines Lebens war. Immerhin hatte ich diese Band ja mit Oliver Holzwarth Mitte der Achtziger gegründet. Aber letztlich war es der richtige Schritt, die Band sterben zu lassen. Ich glaube, wir hätten uns irgendwann zerfleischt.

Waren die anderen Bands damals eigentlich gleich einverstanden, dass ihr Euch deren Musiker für SUBSIGNAL geschnappt habt? Oder lief das ganze eher Richtung ´Freundschaftsdienste´?

Wir habe diese Musiker ja nicht eingekauft … smile … Ralf und David (der damalige Keyboarder) habe in einer Band gespielt, bei der gar nichts vorwärts ging. Das gleiche galt für unseren ersten Drummer Roel. Im Grunde war SUBSIGNAL für sie die erste professionell arbeitende Band.

Euer erstes Werk ´Beautiful And Monstrous´ kam 2008 raus. Einige Alben später habt Ihr mit `The Beacons Of Somewhere Sometime` einen weiteren Knüller am Start … Doch sag mal, wie kommt Ihr eigentlich darauf so vertrackte Musik zu machen? Vertrackt natürlich im positiven Sinne gesehen.

Das ist schwer zu beantworten. Ich habe nun mal meinen sehr eigenen Kompositionsstil. Mir fiel es seit jeher schwer, mich zu beschränken. Wenn ich eine Idee habe, führt diese meist zu einer weiteren Idee. Mir wäre es einfach zu schade, bestimmte Einfälle wegzuschmeißen. Aber es ist sicherlich auch unser Anspruch, anspruchsvolle Musik zu machen, die uns und den Hörer fordert. Gleichzeitig denke ich aber, dass wir mit SUBSIGNAL auch extrem eingängige Musik schreiben, da wir – so jedenfalls meine Meinung – Hooks und Melodien mit hohem Wiedererkennungswert komponieren.

Wie kam der Albumtitel zustande und warum wurde gerade dieser als Titel gewählt?

Der kam aus dem Nichts angeflogen … smile … Ich hatte schon seit längere Zeit die Absicht, das Wort ,Beacons‘ für einen Albumtitel zu verwenden. Aber gerade diese Produktion verlangte nach einem poetischeren Titel, und so kamen dann irgendwann ,Somewhere Sometime‘ dazu. Aber ich kann Dir beim besten Willen nicht mehr sagen, wie das passiert ist.

War das Schreiben der Texte/Musik für Dich eine Art Therapie und hat es Dir geholfen, über Deine Schicksalsschläge hinweg zu kommen – oder zumindest diese besser bewältigen zu können?

So weit würde ich nicht gehen. Aber es ist natürlich ein Privileg, dass man durch Kunst, welcher Art auch immer, die Möglichkeit hat, Dinge (seien sie positiv oder negativ) zu be- und verarbeiten. Natürlich ist sehr viel in die Musik und Texte geflossen, aber im Grunde hatte ich noch nie Probleme, kreativ zu sein. Dazu bedarf es eigentlich keines äußeren und besonderen Anlasses.

Ist es daher etwas härter und dunkler ausgefallen?

Fraglos! Die Musik auf `The Beacons Of Somewhere Sometime` und die Thematik haben nach vielen unterschiedlichen Klangfarben verlangt. Das, was ich eigentlich schon immer tue, nämlich zu kontrastieren zwischen cleanen, angezerrten oder gar harten Gitarrenpart bzw. den Einsatz auch klassischer Instrumente, wurde auf ,Beacons‘ schon sehr ausgereizt. Aber wie gesagt: ich denke, die Musik hat das gebraucht.

Bitte verrate uns nun etwas über den Entstehungsprozess des aktuellen Albums: Wie lange habt Ihr zum Beispiel daran geschrieben und wie lange hat die komplette Fertigstellung in Anspruch genommen?

Wir haben kurz nach der Veröffentlichung von ´Paraíso´ mit dem Song ´A Myth Written On Water‘ begonnen. Da war natürlich noch nicht klar, in welche Richtung das Album eigentlich gehen sollte. Ich würde sagen, dass sich ,Beacons‘ ganz natürlich so entwickelt hat. Irgendwann hatten wir das Klavierthema, das Du in ´The Calm‘ hören kannst und das sich dann wie ein roter Faden durch das ganze Album zieht. Obwohl das Album so lang ist und auf den ersten Blick auch komplex, fiel uns das Schreiben sehr leicht. Die Songs haben sich quasi von selbst geschrieben. Gut, und im Januar dieses Jahres haben wir dann mit den eigentlichen Aufnahmen begonnen, die sich inklusive Mix und Mastering bis Juni hingezogen haben.

Bitte erzähl uns kurz wie es zur Zusammenarbeit mit Dirk Brand (AXXIS) kam?

Dirk ist mit unserem Co-Produzenten Charly Czajkowski befreundet. Beide waren schon öfters miteinander auf Tour. Insofern kam der Kontakt sehr leicht zustande. Und Dirk ist ein echter Glücksfall: er ist ein unglaublich dynamischer Drummer, der den Songs noch eine Menge Dynamit gibt.

Auf dem Album habt Ihr mit Luca di Gennaro auch einen neuen Keyboarder. Mein Ohr sagt mir, dass er einen immensen Einfluss auf das Album hatte und den neuen Bandsound prägt. Stimmst Du mir zu?

Nein, das sicherlich nicht. Er hat ganz klar an einigen Songs mitgewirkt, an ´Canopy Of Stars‘ sogar sehr viel. Aber der Grundsound stand schon davor. Aber – und das meinst Du vielleicht – er hat natürlich ganz andere Keyboardsounds verwendet, als unser ehemaliger Keyboarder. Von daher gab es schon Veränderungen. Luca hat einen prima Job abgeliefert, vollkommen zuverlässig und auch sehr schnell in der Umsetzung von Ideen oder Änderungen. Das war ein äußerst angenehmes Arbeiten.

Wie entwickelt Ihr eigentlich diese prächtigen Gesangsarrangements?

Meist ist es so, dass ich Arno einen kompletten Song schicke und er dann darüber seine Gesangslinien entwickelt. Das sind dann aber erstmal keine Wörter, sondern nur Laute und Silben. Im Grund sind das nur lalala’s … smile … Meine Aufgabe ist es dann, genau auf diese Silben die Texte zu schreiben. Das ist manchmal harte Arbeit, aber für Arno besonders gut, weil er ja am Ende auch auf metrischer Ebene mit den Wörtern zurechtkommen muss. Arno ist ein Phänomen im Entwickeln von Gesangsmelodien und Backing Vocals.

Gibt es dazu musikalische Vorbilder? BEACH BOYS? YES?

Arno kommt eher aus der AOR-Ecke. Vor allem Kansas oder John Farnham sind da seine Vorbilder. Mit YES kommst Du ihm besser nicht … smile …

Das neue Album ist am 30. Oktober erschienen – was steht jetzt auf Eurer Agenda? Und wie wird die Zukunft für SUBSIGNAL aussehen?

Nun, wir haben die Veröffentlichung mit ein paar Release-Shows begleitet, werden im November noch auf dem Generation Prog-Festival spielen. Danach beginnen wir mit der Planung für die ,Beacons‘-Tour. Und das Songwriting für das nächste Album hat auch schon begonnen.

Verrätst Du uns noch Deine Lieblingsstücke auf ´The Beacons Of Somewhere Sometime´?

Ich liebe alle Songs. Aber besonders am Herzen liegt mir beispielsweise ´A Myth Written On Water‘, weil es der erste Song war, den wir für das neue Album geschrieben hatten. Das ist für mich immer etwas Besonderes.

Zwei Tage vor Album Veröffentlichung werdet ihr schon mit Eurer-Release Show zur Tour aufbrechen, dann werden Eure Fans das neue Album jedoch noch nicht besitzen. War das abermals absichtlich so geplant? Wolltet Ihr damit etwas (positive) Spannung erzeugen?

Das machen wir eigentlich immer so. Für uns ist es wichtig, zur Veröffentlichung auch live präsent zu sein. Klar, wir spielen bei derartigen Shows noch nicht viel neues Material, aber es erregt vielleicht ein wenig Aufmerksamkeit. Und für uns ist es eine super Gelegenheit, auch mit den neuen Musikern live zu spielen, zu sehen, wie man auf der Bühne harmoniert. Und natürlich hat das Ganze auch vermarktungstechnische Gründe.

Wie bereitet Ihr Euch auf die anstehenden Shows vor? Gibt es da sozusagen bestimmte Rituale, denen Ihr folgt? Wie sieht ein typischer SUBSIGNAL Tour/Konzerttag aus?

Wir kommen irgendwann am frühen Nachmittag in den Venues an. Dort essen wir erstmal eine Kleinigkeit, bauen auf, machen Soundcheck, erzählen uns dreckige Witze. Nichts Spannendes also. Vor der eigentlichen Show hat so jeder seine eigenen Rituale. Ich nehme mir immer Zeit, um mit Warmzuspielen, Dinge durchzugehen, die am Vortag vielleicht nicht ganz rund liefen. Und dann geht es auch schon auf die Bühne. Nach der Show versuchen wir uns noch, mit den Fans zu unterhalten und zu sehen, wie wir heute waren etc. Und dann geht es schon weiter in die nächste Stadt.

Zuletzt noch ein paar nicht Band bezogene Fragen: Was war für Dich bisher das Album des Jahres und welchem Release fieberst du noch besonders entgegen?

Steven Wilson ´Hand.Cannot.Erase´. Peter Gabriel, aber das wird wohl erst nächstes Jahr kommen.

Bitte vervollständige folgenden Satz: Progressive Metal ist …

… eine Spielart des Progressive Rock, der wir nicht ausschließlich angehören … smile …

Progressive Metal wird …

… auf Dauer langweilig werden, wenn sich die Platzhirsche des Genres nicht langsam neuen Spielarten öffnen.

Zuletzt noch eine Nachricht für all Eure deutschen Fans…

Vielen Dank für euren Support in den letzten Jahren! Grade auch eure Unterstützung auf unseren letzten Konzerten im Rahmen der Release-Shows war phänomenal. Das ist der Grund, warum wir Musik machen.

Vielen Dank für das Interview – ich wünsche Dir und der Band weiterhin alles Gute.