Redebedarf

SACRED STEEL

Interview mit Gerrit P. Mutz


         

 

SACRED STEEL feiern ihre 20jährige Karriere mit dem aktuellen Release von ´Heavy Metal Sacrifice´. Da scheint es nicht verwegen, nach dem ersten Interview mit Kai Schindelar noch ein zweites mit Sänger Gerrit P. Mutz hinterherzuschieben. 

Gerrit, als wir das letzte Mal miteinander sprachen, konntest Du bereits zur kommenden Scheibe neue Songtitel aufzählen. Dennoch hat es recht lange gedauert, bis nun endlich das neue SACRED STEEL-Album in die Läden gekommen ist. Habt Ihr extra auf das Jubiläum gewartet?

Hi Michael, nein, wir haben nicht extra gewartet. Die besten Dinge im Leben passieren zufällig und so war es auch damit, dass das Album jetzt quasi pünktlich zum 20jährigen in den Läden steht. Es scheint als wären uns dieses Mal die Sterne gewogen. Momentan läuft einfach alles rund. Fast schon zu gut um wahr zu sein. Wer hätte z.B. mit einer Deaf Forever-Titelstory gerechnet, ich sicher nicht!

Andere machen zum Jubiläum eine Kompilation, Ihr macht ein neues Album. Sind noch mehr Überraschungen geplant?

Na ja, eine Kompilation würde bei einer Band in unserer Größenordnung ja wirklich wenig Sinn machen. Zumal auch unsere Alben bei drei verschiedenen Labels raus gekommen sind und sich das auch rechtlich als problematisch rausstellen könnte. Überraschungen planen wir nie, wir überraschen uns quasi ständig selber, hehe. Wir lassen uns momentan einfach von der positiven Welle tragen, die uns freundlicherweise unterspült. Und da wir eher Gegenwind gewohnt sind, ist das mal eine nette und willkommene Abwechslung!

Seid Ihr diesmal richtig gut vorbereitet ins Studio gegangen oder zogen sich die Aufnahmen länger hin?

Wir waren erstens prima vorbereitet und zweitens konnten wir jeden Abend im Studio die Songs des nächsten Tages nochmal durchproben und notfalls das Tempo oder die Struktur optimieren. Das war Gold wert! Wir haben glaube ich nur neun Tage für die kompletten Aufnahmen gebraucht. Das war doch recht fix!

Was ist Dein Lieblingssong der neuen Scheibe?

´Children Of The Sky´. Und gleich danach ´Let There Be Steel´ und der Titelsong.

Auch textlich?

´Children´. Ganz klar. Ich will ja niemandem sein klares SACRED STEEL-Bild kaputt machen. Die meisten Leute denken ja dass meine Texte ausschließlich Metal und Steel behandeln, dem ist nicht ganz so. ´Children´ handelt von Kindern, die nach Ausschwitz deportiert wurden. Die Doku dazu auf Arte hat mich dermaßen erschüttert, dass ich ein Text dazu schreiben musste.

Wird es spezielle Live-Shows mit besonderen Setlists geben?

Die Release Show am 15.10. in Ludwigsburg wird schon einige Schmankerl beinhalten. Es werden auch ehemalige Bandmitglieder mitrocken. Ob wir auf regulären Gigs auch variieren werden kann, ich noch nicht sagen. Es muss ja auch für uns spannend bleiben.

Vermisst Du seit längerem einen Song von Euch im Programm, von dem Du sagen würdest, den sollten wir unbedingt mal wieder spielen?

Oh, klar, da gibt es einige. Aber das geht wohl jedem Musiker so. ´Rites Of Sacrifice´ oder `Faces Of The Antichrist´ würde ich z.B. eigentlich immer gerne spielen. Nach neun Alben kann man aber einfach nicht alles unterbringen. Hätten wir uns wie viele Kultbands nach zwei Alben aufgelöst, könnten wir immer beide Alben spielen und alle wären glücklich…

Äußerst tragisch, ja. Macht Dir denn das Musikmachen in der heutigen Musiklandschaft eigentlich genauso viel Spaß wie vor 20 Jahren?

Es macht sogar mehr Spass!! Die jugendlichen Flausen und Träume sind gekillt und wir stehen realistisch im Leben und machen nur was uns Laune macht. Vor 20 Jahren war ich zwar auch schon alt, aber halt auch doof, ständig besoffen und unausgeglichen. Heutzutage ist alles entspannter und weniger stressig.

Und auch auf die Bühne zu springen – ohne Teleprompter? Man wird ja nicht jünger … 

Ja, Teleprompter wäre geil. Andererseits will ich mich ja auch in die Songs fallen lassen und mich gehen lassen, das könnte ich beim Lesen nicht. Außerdem hab ich beim Singen oft die Augen geschlossen, das geht beim Lesen auch nicht…ich werde also auch weiterhin hier und da mal ne Textzeile ignorieren oder frei gestalten, aber das macht ja auch die Live-Situation aus. Wer Perfektion will, soll die Platte hören oder zu Dream Theater gehen.

Mit welchen Getränken und Ritualen hältst Du Dich und Deine Stimme fit?

Cuba libre oder notfalls auch mal Bier. Ich weiß tatsächlich auch nach 20 Jahren immer noch nicht, wie man das alles richtig macht. Aber egal, ich bin kein Profi und hab ja auch keinen Ruf zu verlieren. Von mir erwartet doch niemand ernsthaft gesangliche Höchstleistungen. Und wenn doch…selber schuld.

Mit welchen Spielen hältst Du Deinen Geist fit?

Ich zocke gar nix. Das ist das Steckenpferd meines Sohnes. Und der zockt ‚Call Of Duty‘. Ich schau lieber coole Serien wie ‚The Walking Dead‘ oder ‚Vikings‘ oder ‚Six Feet Under‘. Das ist mir aufregend genug. Und das hält meinen Geist auch fit. Sind ja immer arschviel neue Charaktere.

Welche aktuellen Songs halten die Metal-Szene fit?

Natürlich ausschließlich die Songs auf dem neuen SACRED STEEL-Album! Alles andere ist nicht halb so true und auch nicht so gut für die Fitness, haha.

Noch ein paar Tage, bis zur Jubiläums-Show am 15. Oktober im Ludwigsburger Scala. Schon aufgeregt?

Ein bisschen. Ich sorge mich immer ein wenig darum, ob ich pünktlich zu so einem Event mal wieder eine fette Erkältung bekomme, wäre nicht das erste mal. Ansonsten ist Aufregung für mich auch nicht vorhersehbar…manchmal bin ich total cool, das nächste Mal grundlos panisch. Auf jeden Fall freue ich mich tierisch drauf!

Oder bist du weit mehr aufgrund des TRAGEDY DIVINE-Auftritts kribbelig?

Auch ein wenig. Es ist supertoll mit den Jungs zu proben und wieder befreundet zu sein. Ich bin ja chronisch harmoniesüchtig und da war dieser ganze Streit von früher immer noch irgendwo im Hinterkopf präsent. Das ist jetzt vorbei. Ich finde die Buben ohne Ausnahme toll und bin sackfroh, dass wir das jetzt so rein zum Spaß durchziehen können.

Freut es Dich, die Lieder … und auch mal wieder mit Jörg an der Gitarre zu spielen?

Klar! Jörg ist mein alter Bruder im Geiste. Da ich mit ihm ja nach wie vor bei DAWN OF WINTER zocke, bin ich aber nicht soooo entwöhnt. Trotzdem toll.

Mit einem VARIETY OF ARTS-Auftritt dürfen wir aber wahrscheinlich nicht in Zukunft rechnen?

Sicher nicht. Wenn überhaupt, dann eher noch mal mit einer kleinen TRAGEDY DIVINE-Show.

Dann wünsche ich viel Spaß. Let there be metal, Let there be sacred steel.

Danke, Michael!

https://www.facebook.com/sacredsteelofficial/